Hauptkategorie: 1.Mannschaft
Kategorie: 2013/14
Zugriffe: 13740

SC Obernau – SW Nürnberg Süd 6:2

Kategorie: 1.Mannschaft  13740 hits

Obernau-SpiellokalAls wir am Sonntagmorgen am 23.2.2014 zu unserem Mannschaftskampf nach Obernau (einem Ortsteil von Aschaffenburg) aufbrachen lag der weiteste Anfahrtsweg der Saison vor uns. Dass wir Stunden später den Heimweg mit nur 2 Brettpunken und einer hohen Niederlage antreten mussten war wirklich bitter.

Nicht weil wir gegen den verlustpunktfreien Tabellenführer einen Sieg fest eingeplant hatten. Aber auch wenn sich das 2:6 deutlich anhört: Die vermeintliche Packung war das Ergebnis eines spannenden Wettkampfes mit umkämpften Partien und etlichen vergebenen Chancen.

Nach ca. 3 Stunden Spielzeit sah es noch richtig gut aus für uns. An Brett 7 stand Daniel bereits auf Gewinn, an 3 und 4 standen Hannes und ich besser und an 5 schickte sich Richard gerade an, eine Figur zu gewinnen, wenn auch die Lage in einem scharfen Sizilianer trotzdem ziemlich unklar war. Die restlichen vier Bretter schienen ausgeglichen zu sein. Leider blieb es lediglich ein positiver Zwischenstand, das dicke Ende kam noch.

Aber der Reihe nach:

 

 


 

 Brett 7

Daniel Bolten (2025) - Michael Frey (1993) 1 : 0

Ein bisschen fühlt man sich als Mannschaftsführer bei so einem Ersatzspieler wie vielleicht ein Fußball-Bundesligatrainer, der in der 85. Minute einen Spieler einwechselt, der beim ersten Ballkontakt das entscheidende Tor erzielt. Daniel ist in dieser Saison in der 2. Mannschaft nicht vom Erfolg verwöhnt. Sein wichtiges Remis gegen Windischeschenbach war der einzige halbe Punkt aus 6 Partien gegen starke Gegner. Doch bei seinem Einsatz in der Ersten spielte er eine starke Partie wie aus einem Guss!

In einem Damenbauernspiel bekam Daniel nach einer Ungenauigkeit seines Gegners im 21. Zug für einen zuvor geopferten Bauern starken Angriff. Nach einem Fehler im 23. Zug verlor Michael Frey eine Figur. Auch bei der technischen Umsetzung überzeugte Daniel. Er gab im richtigen Moment die Figur zurück um in einem sicher gewonnenen Turmendspiel zu landen. Nach dem 53. Zug gab sein Gegner auf.


Zwischenstand: 1 : 0

 


 

Brett 2

GM Petr Velicka (2393) - Wolfgang Kordts (2172) 1 : 0

Wolfgang hatte gegen den erfolgreichsten Obernauer von Anfang an einen schweren Stand, doch lange Zeit konnte er dem tschechischen Großmeister standhalten.

GM Velicka spielte in einer sizilianischen Rossolimo-Variante sehr zügig und verpasste dadurch selbst einige Möglichkeiten, aber durch den Druck auf der Uhr blieben auch bei Wolfgang kleine Ungenauigkeiten beinahe zwangsläufig nicht aus. Nach und nach verdichtete der Großmeister seine kleinen Vorteile und verwertete sie dann im Endspiel. Nach 50 Zügen musste Wolfgang aufgeben.


Zwischenstand: 1 : 1

 


 

Brett 1

FM Johannes Fischer (2212) - FM Christian Schramm (2367) 0 : 1

Hier kam nach einer Zugumstellung die Flohr-Variante der Caro-Kann-Verteidigung aufs Brett. Weiß hatte zwar etwas Raumvorteil, aber Schwarz verfügte über einen potentiell gefährlichen Fianchetto-Läufer. Im 25. Zug wurden die Damen getauscht und es war nicht mehr viel los. Es folgte eine lange Phase des Lavierens und Johannes musste aufpassen, nicht in eine schlechtere Stellung zu geraten. Doch er behielt die Stellung im Griff.

Dann plötzlich Ende und ich habe nur gehört dass Johannes die Zeit überschritten hat, Da ich mit meiner Partie beschäftigt war habe ich nicht mitbekommen, wie es zu dieser Zeitüberschreitung kam. War Johannes durch die schon lange anhaltende Initiative seines Gegners in solche Zeitnot geraten, hat er sich bei seiner Notation vertan und glaubte bereits seinen 40. Zug ausgeführt zu haben? Wie auch immer, dieser Partieverlust in einer absolut ausgeglichenen Stellung tat weh.


Zwischenstand: 1 : 2

 


 

Brett 6

Andre Nicolas Heidel (2094) - Irfan Redzepovic (2099) 1 : 0

In einem Damengambit ohne Sc3 hatte Irfan keine Probleme, auszugleichen. Das ziemlich ambitionslose Spiel seines Gegners erlaubte ihm sogar, nach dem Damentausch im 20. Zug eine leicht vorteilhafte Stellung zu erhalten. Eine erste Ungenauigkeit im 28. Zug vergab diesen leichten Vorteil jedoch und Weiß konnte ausgleichen.

Im 34. Zug übersah Irfan dann einen aus heiterem Himmel einen drohenden Figurengewinn! Ob er vielleicht in Zeitnot war? Unmittelbar vor dem Matt stehend gab Irfan dann im 46. Zug auf.


Zwischenstand: 1 : 3

 


 

 

Brett 3

Gerhard Reis (2146) - FM Frantisek Stross (2226) ½ : ½

Mein Gegner spielte eine der Hauptvarianten der Slawischen Verteidigung gegen das Damengambit. Im 13. Zug erlaubte er durch den ungenauen Zug Tc8 einen Doppelangriff meiner Dame, der ihn den Bauern b7 kostete. Die schwarze Aktivität konnte meiner Meinung nach diesen Verlust nicht aufwiegen und drohte durch genaues Spiel nach und nach zu versanden. Im 28. Zug musste ich vorübergehend meinen Mehrbauern wieder hergeben um später in einem Turmendspiel mit weißem Mehr-Freibauern auf der a-Linie zu verbleiben. Zusätzlich vorteilhaft war für mich, dass mein Gegner durch den Doppelbauer in der g-Linie nicht so schnell wie üblich einen eigenen Freibauern bilden konnte.

Dummerweise spielte ich deshalb dieses vermeintlich gewonnene Turmendspiel nicht nur sehr optimistisch, sondern auch ziemlich schnell. Der Plan schien relativ klar und einfach: Mit dem König zum Freibauern laufen, dann dort die Brücke bilden und aus! Doch so einfach war die Sache in Wirklichkeit nicht. Als ich im 46. Zug weiterhin meinem Plan folgend schnell meinen König zog hatte ich eine ziemlich einfache Gewinnmöglichkeit ausgelassen! Als ich wenige Züge später bemerkte, dass ich auf dem Holzweg war, war es bereits zu spät und ich hatte das vorteilhafte Endspiel zum Remis verdorben. Als wir im 60. Zug nur noch die beiden Könige auf dem Brett hatten wurde gemäß Regel der Punkt geteilt.


Zwischenstand: 1 ½ : 3 ½

 


 

Brett 5

Richard Saathoff (2092) - FM Petr Bakalar (2211) 0 : 1

Hier kam die scharfe sizilianische Najdorf-Variante aufs Brett, wobei Schwarz den relativ selten gespielten Aufbau mit 9. Sc6 wählte. Der statistisch erfolgreichste Weg besteht danach im Tausch auf c6, aber Richard wählte die mehr gediegene Fortsetzung Le2. Wie so oft in dieser Variante ist schon die erste Ungenauigkeit entscheidend und leider beging sie Weiß mit dem 13. Zug. In dieser - auf dem ersten Blick noch harmlosen - Stellung sieht der Computer bereits deutlichen, wenn nicht entscheidenden Vorteil für Schwarz. Der eingangs erwähnte Figurengewinn im 18. Zug stellt sich bei genauer Betrachtung nur als eine kleine Ungenauigkeit des Schwarzen dar, der eine Möglichkeit zu (noch schnellerem) Gewinn im 16. Zug ausgelassen hat. Kurz darauf vergab er noch einmal mit seinem (naheliegendem und menschlichen) 19. Zug eine fantastische (und unmenschliche, nur vom Computer zu findende) Möglichkeit. Richard konnte dann den direkten Gewinn durch einen Damenzug vermeiden. Dass sein Gegner die Dame für drei Leichtfiguren gewinnen konnte war rein materiell gesehen vielleicht noch zu verkraften, aber die Figuren waren nicht zu koordinieren. Es fehlten Stützpunkte um mit ihnen ein Gegenspiel aufzuziehen. Im 47. Zug gab Richard auf.


Zwischenstand: 1 ½ : 4 ½

 


 

 

Brett 8

Manuela Gerlach-Buedinger (1955) - Peter Konsek (1968)

Peter spielte das Wolga-/Benkö-Gambit doch seine Gegnerin weigerte sich, den Bauern b5 zu nehmen. Nach 5. Sc3 b4 ging dieser verschmähte Gambit-Bauer mit Tempogewinn nach vorne und trieb den weißen Springer auf sein Ausgangsfeld zurück. Im weiteren Verlauf traf Peter beim Übergang der Eröffnung zum Mittelspiel nicht immer die beste Wahl. So hätte er im 14. Zug mit Sg4 unter Bauernopfer einen gefährlichen Angriff einleiten können, blieb aber auch nach seinem Zug noch leicht im Vorteil. Nach einer weiteren Ungenauigkeit im 20. Zug konnte von schwarzem Vorteil schon keine Rede mehr sein. Nachdem Peter 2 Züge später nochmals einen kleinen Fehler beging nahm ihm seine Gegnerin einen Bauern ab, den er nie mehr sah. Von da an kämpfte Peter mit dem Rücken zur Wand und einem Minusbauern und hätte diesen Kampf vielleicht noch erfolgreich gestalten können, in jedem Fall verlängern können, wenn er im 43. Zug statt in ein chancenloses Läufer-Endspiel ein Turm-Endspiel angesteuert hätte. Vielleicht hätte sich der alte Spruch ,,Turmendspiele mit Minusbauer sind remis" einmal mehr bewahrheitet. So aber musste er im 53. Zug aufgeben.


Zwischenstand: 1 ½ : 5 ½

 


 

Brett 4

Zdenek Haba (2233) - Hannes Just (2120)

Hannes versuchte nach der Eröffnung (einer Variante der Modernen Verteidigung) am Damenflügel aktiv zu werden. Beide Spieler investierten viel Zeit und waren bereits nach ca. 20 Zügen mehr oder weniger in Zeitnot. Der Schiedsrichter musste für beide Spieler den Job der Notation übernehmen und es wundert nicht, dass beide in diese Phase nicht immer die besten Möglichkeiten auf dem Brett fanden. Ein schwarzer Springer tauchte im 22. Zug auf e3 auf und eroberte dann tief im Feindesland eine Qualität. Aber Weiß hatte einen gefährlichen Freibauern in der b-Linie der schließlich auch eine Qualität kostete. Unmittelbar nach der Zeitnot verpasste Weiß die Möglichkeit zum Ausgleich. Hannes konnte den weißen Bauern auf b7 einkassieren, aber selbst seinen Freibauern auf der a-Linie behalten, der im weiteren Verlauf eine Figur kostete. Doch als Hannes dann eigentlich nur noch seine Mehr-Figur verwerten musste kostete ihn ein dicker Schnitzer im 49. Zug einen halben Punkt. Weiß eroberte den vorletzten schwarzen Bauern und mit dem verbliebenen Material war danach kein Gewinn mehr möglich. Im 77. Zug war alles bis auf die beiden Könige abgeholzt und die Partie endete Remis.


Endstand: 2 : 6

 


 

Übersicht

2 SC 1959 Obernau 1 DWZ ELO - SW Nürnberg Süd e.V. 1 DWZ ELO 6 - 2
1 1 Schramm, Christian 2367 2394 - 2 Fischer, Johannes 2212 2269 1 - 0
2 3 Velicka, Petr 2393 2404 - 3 Kordts, Wolfgang 2172 2212 1 - 0
3 4 Stross, Frantisek 2226 2301 - 4 Reis, Gerhard 2146 2202 ½ - ½
4 5 Haba, Zdenek 2233 2256 - 7 Just, Hannes 2120 2137 ½ - ½
5 6 Bakalar, Petr 2211 2210 - 8 Saathoff, Richard 2092 2139 1 - 0
6 7 Heidel, Andre Nicolas 2094 2147 - 9 Redzepovic, Irfan 2099 2139 1 - 0
7 10 Frey, Michael 1993 2083 - 15 Bolten, Daniel 2025 2075 0 - 1
8 12 Gerlach-Büdinger, Manuela 1955 2056 - 18 Konsek, Peter 1968 2051 1 - 0
Schnitt: 2184 2231 - Schnitt: 2104 2153  

 


 

Tabelle

 Mannschaft12345678910MPktBPkt
1. SC 1959 Obernau 1 **     5 5 6 6 14 - 0 35,5
2. SC Erlangen 48/88 1   **   4 4 12 - 2 31,5
3. SK Schweinfurt 2000 1   **   6 6 10 - 4 35,5
4. SC NT Nürnberg 1873 2 3   ** 4   5 5 7 - 7 28,5
4. SV Würzburg von 1865 1   2 ** 4 3 6   7 - 7 28,5
6. SK Kelheim 1920 1 3 4 4 **     6 - 8 28,0
7. SW Nürnberg Süd 1 2   5 **   6 - 8 25,5
8. TSV Bindlach Aktionär SAbt 2 3 2     ** 5 4 - 10 24,0
9. SK Zirndorf 1 2 4   **   3 - 11 21,5
10. SK 1982 Klingenberg/Main 1 4 2 3   3   ** 1 - 13 21,5

Am 16.3. empfangen wir die Nachbarn von SC Noris-Tarrasch Nürnberg 2 - mit 7:7 Punkten auf Platz 4 der Tabelle