Hauptkategorie: Veranstaltungen
Kategorie: Wanderung
Zugriffe: 2367

In die Heimat der Bierkeller am 20.8.

Kategorie: Veranstaltungen  2367 hits

wandererAuf unserem halbtägigen Streifzug werden wir die weltweit einmalige Bierkellerkultur Oberfrankens erleben. Wir nehmen teil an dieser typisch fränkischen Lebensart und werden nach zwei Einkehren in den Freiluftlokalen verstehen, warum die Franken so gern „auf“(!!!) ihre Keller gehen.

Die Strecke ist wegen der - hoffentlich - sommerlichen Temperaturen bewusst kurz gehalten und führt an den Ostabfall der Haßberge zum Maintal. Gerade hier - unweit nördlich von Bamberg - wurden früher besonders viele Stollen in den Sandstein der Berghänge getrieben. Die umliegenden Sudstätten benötigten sie dringend zur Kühlung ihres Bieres. Unserer Wanderung profitiert von dieser Kellerdichte: Wir kommen an fünf solcher Anlagen vorbei. Bis auf eine liegen sie allesamt mitten in freier Natur.

Die Route führt zudem durch ein Gebiet mit großer landschaftlicher Schönheit. Insofern bietet der Ausflug mit seiner Mischung aus Genuss, Kultur und Natur ein ganzheitliches Erlebnis und wendet sich nicht nur an Wanderer mit Bier-Virus.

Wann hin?

Den Ausflug unternehmen wir am 20.08.2016. Obligatorischer Treffpunkt ist der Südausgang des Hauptbahnhofs. Interessenten sollten sich dort spätestens um 11:25 Uhr einfinden. Wir steigen auf Gleis 5 in die R 2 nach Bamberg. Abfahrt: 11:40 Uhr. Zustieg möglich in Fürth um 11:46 Uhr. Wir benötigen das VGN-Tages-Ticket-Plus, Preisstufe 10. Keine Anmeldung erforderlich.

Anforderungen

Kurze „Pilgertour“ von etwa 8 Kilometer - eigentlich ist es mehr ein längerer Spaziergang. Zwei Steigungen von je 60 Hm.

Teilnehmer mit besonders wenig Schmackes können den ersten Anstieg, der etwas steiler ausfällt, sogar weglassen! Ideal für Gelegenheitswanderer! Bitte beachten, dass die Kerneinkehr erst nach 14:00 Uhr stattfindet!!!

 

Einstimmung und Details

Gleich nach dem Busausstieg begrüßt uns der Hauptfluss Frankens, der Main. Auf einem Damm trotten wir an seinem Ufer entlang. Flugs ist die Stelle erreicht, an der die besonders Bequemen unter uns unmittelbar zur Haupteinkehr ausscheren und dadurch ein paar Höhenmeter einsparen. Landschaftsgenießer dagegen nehmen mit mir den Weg, der die Bergflanke hochzieht. Und schon kommen wir am ersten und charmantesten Keller auf unserer „Kellermeile“ vorbei. Idyllisch schmiegt er sich in eine Hanglehne. Auffallend üppiger Blumendekor. Ein schnuckeliges Kellerhaus in traditioneller Bauweise und Sitzterrassen auf drei Ebenen laden zum Verweilen ein. Jammerschade, dass die Öffnungszeiten des Kellers eine Einkehr nicht zulassen.

Etwas enttäuscht ziehen wir weiter. Eine lauschige Heckengasse begleitet von einem munteren Bächlein hebt die Stimmung des Bierkeller-Wanderers wieder. Lust auf Bellavista? Bitteschön: Ein Aussichtsbalkon erster Güte macht es möglich. Schaurast an einem mächtigen Kreuz, dem sog. Vermisstenkreuz. Topografie der Landschaft. Die Weltkulturerbestadt Bamberg liegt zu Füßen.

Herrlicher Weiterweg. Die wunderbar kleingliedrige Landschaft betört das Auge. Stetiges Wechselspiel von blumenreichen Wiesen, Heckenreihen und kleinen Waldabteilen. Schafbeweidung ist der Schlüssel für den Erhalt dieser alten Kulturlandschaft. Ruhe um uns, es sind nur die gefiederten Schreihälse zu vernehmen. Darunter ist auch der selten gewordene Neuntöter. Mit etwas Glück erspähen wir seine „Trophäen“; mit Vorliebe hakt er erbeutete Großinsekten, Eidechsen und Mäuse auf Heckendornen.

Pures Wandervergnügen. Es kommt keine Langeweile auf. Obststreuwiesen wie zu Großmutters Zeiten. Waldeintritt. Höchst abwechslungsreich abwärts. Der Pfad schneidet hohlwegartig durch eine Geländefalte. Sandssteinaufschlüsse. Steinalte Bäume reichen sich ihre Wurzelhände. Fast unten kommen wir an der Rückseite von Keller Nummer zwei vorbei.

Die Mainaue ist erreicht. Selten begegnen sich Fluss und Berg so ungeniert; bis auf wenige Meter rückt der Main den dicht bewaldeten Hängen der Haßberge auf den Leib. Wunderbar schmaler Wald- und Wiesenpfad durch diese „Landenge“. Blattgrüne Düsternis im urwüchsigen Laubwald. Ein paar Schritte weiter und alles ist anders: hell, flach, offen. Das Tal weitet sich zur wiesenreichen Flur. Knorrige Weidengruppen gliedern die Landzunge.

Linkerhand ein weiters Exemplar von einem ursprünglichen Keller in schönster Hanglage. Durch seinen erhöhten Sitz ist er der Keller mit der phänomenalsten Aussicht.

Der Magen signalisiert Heißhunger und die gehisste Fahne des vierten Kellers, dass er gottlob geöffnet hat. Nur noch ein paar hundert Meter sind es bis zu dieser beliebten Anlaufstelle. Völlig abgeschieden am Waldrand gelegen sitzt es sich wunderbar mitten im Schoß der Natur. Überwiegend sonnige Plätze. Herrlicher Blick über das Maintal zu den Jurafernen. Das neue Kellerhaus ist leider nicht ganz der Hit: Funktionalität geht vor Charme.

Typische kalte Kellergerichte. Warm: Thüringer (!!!) Bratwurst und Currywurst mit Pommes. Auch Vegetarier haben nicht das Nachsehen. Limburger, Käsetrio, Gerupfter und der allgegenwärtige „fränkische Tzaziki“, der Ziebeleskäse, stehen zur Auswahl. Eine Delikatessse das Natursauerbrot, das eine kleine Landbäckerei anliefert. Den „Stoff“ beziehen die Pächter von der Schlossbrauerei in Reckendorf. Insgesamt Super Preis/Leistungsverhältnis!!!

Aufraffen fällt angesichts des perfekten Bierkelleroasenfeelings schwer. Die „Wanderung mit Prost“ muss aber weitergehen. Der Main tritt wieder ganz nah an die Ausläufer der Haßberge heran.

Nun folgt der wohl spannendste Teil der Kurztour. Wir tauchen ein in eine riesige Säulenhalle von Laubbäumen. Der wellige Pfad gleicht einer sanften Achterbahn. Es geht höchst vergnüglich innerhalb des Gehölzsaums am Mainufer entlang. Mitunter gestattet die Belaubung Durchblicke auf den Fluss. Sein Bett ist in letzter Zeit renaturiert worden. Die hässlichen gepflasterten Uferböschungen verschwanden (wegen der Flößerei von Baumstämmen aus dem Frankenwald bis Rotterdam wurde früher eine höhere Fließgeschwindigkeit benötigt). Der Fluss kann jetzt wieder nach eigener Fasson fließen. Grasige Inseln und Baumrümpfe ragen neuerdings dekorativ aus dem Fließwasssr; auch offene und frei zugängliche Kies- und Sandbänke gehören wieder zum Bild des Flusses. Altwasserzonen mit einem Seerosenteppich als Augenkitzel. Ein Glück, dass die Natur wieder die absolute Vorfahrt hat!

Schluchtartige Rinnen an den Bergflanken. Eine davon nützen wir, um an ihrem Rand den Hang hochzusteigen. Von der Steigung ist kaum etwas zu spüren. Der Bach, der nur bei Starkregen existiert, hat eine richtige Minischlucht herausgearbeitet. Zahlreiche Baumleichen überspannen den Graben. Seine Wildheit und Urwüchsigkeit fordert Respekt ein.

Szenenwechsel. Eine romantische Waldwiese schmeichelt die Augen und das Gemüt. Man möchte vor Freude in die Hände klatschen. Die Fantasie schlägt Purzelbäume. Eine Waldlichtung zum Weltverlorensein und zum „Grüne Kraft-Tanken“.

Laubengänge weisen den Weg nach oben. Ein agrarisch geprägter Höhenrücken empfängt uns. Weitwinkelpanorama. Mit jedem Höhenmeter eröffnen sich neue Perspektiven: linkerhand die sanfte Hügellandschaft der Haßberge, rechts das Maintal mit den blauen Jurabergen. Auch der „heilige Hügel der Franken“, der Staffelberg, ist in der Ferne auszumachen. Über einen Treppenweg bei einer Kapelle in Baunach erreichen wir den letzten Keller unseres Ausflugs.

Der Kontrast überrascht. Keine Alleinlage. Es ist eine zweistöckige Kelleranlage, die sich gut in die Stadtrandbebauung integriert. Ebenfalls Hanglage. Im oberen rückwärtigen Teil eine beschattete Freifläche mit Sitzplätzen. Vorne zur Stadt hin eine gemauerte Hochterrasse mit Blick auf das frankenrote Dächermeer. Nicht weit zum Ortskern. Ideal gelegen für ein „Seidla“ (fränkische Maßeinheit) zwischendurch. Süffiges Bier einer Kleinbrauerei aus Kemmern.

Auch hier gibt es die typischen Kellerbrotzeiten von Wurst bis Käse. Vegetarier müssen also ebenfalls nicht Hunger leiden. Das warme Essensangebot ist auf diesem Keller vielfältiger. Schwerpunkt: Schnitzelvariationen. Das Preisniveau ist noch niedriger; permanente „Happy Hour-Preise“!!!

Die schönen Stunden im Einklang mit der Natur und gelebter Bierkultur neigen sich dem Ende zu. Man realisiert, dass ein Bierkellerbesuch nichts zu tun hat mit dumpfen Biergelagen und Remmidemmi wie man es vielleicht von der Erlanger Bergkirchweih oder dem Forchheimer Annafest her kennt. Es ist vielmehr ein Ort zum Durchatmen vom Stress des Alltags, Kommunizieren und Genießen.

Nur wenige Minuten sind es bis zum Bushalt für unsere Rückfahrt. Unterwegs können wir noch ein wenig das mittelalteriche Flair vom historischen Baunach genießen.

Wann zurück?

Abfahrt ist um 18:28 Uhr. Bus/Zug-Hopping nach Bamberg wegen Großbaustelle. Im Nürnberger Hbf. fahren wir mit der S1 um 20:10 Uhr ein.

Anmerkungen: