Deutsche Jugendeinzelmeisterschaften 2017

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Vergangene Woche (03.06-11.06.) trafen sich die besten Jugendlichen aus ganz Deutschland in Willingen, um in den verschiedenen Altersklassen die neuen Deutschen Meister auszuspielen.

Ich versuchte mein Glück in der U25 A Gruppe, die als offenes Jugendturnier ausgetragen wurde. An 13 gesetzt (bei insg. 162 Teilnehmenden) durfte ich mir also berechtigte Hoffnungen machen, vorne mitzuspielen....

Nach einer (wie jedes Jahr) sehr schönen Eröffnungsfeier ging es also am 04.06.17 zur ersten Runde an die Bretter.

Mit den weißen Steinen erlangte ich nach der Eröffnung einen kleinen soliden Vorteil, der jedoch im weiteren Verlauf immer geringer wurde. Mein Gegner bekam die offene d-Linie und gewann dank seiner Aktivität letztendlich einen Bauern. Das entstandene Turmendspiel war dann leider nicht mehr zu halten. Partie

In Runde Zwei wollte ich dann alles besser machen... Mit Schwarz erreichte ich nach wenigen Zügen einen klaren positionellen Vorteil, den ich auch immer weiter ausbauen konnte. Im 16. Zug spielte ich einen wohl ungenauen Zug, wonach (fast) mein kompletter Vorteil verloren gegangen war. Ich versuchte zwar mit 27...Sd5 noch Verwirrung zu stiften, aber mein Gegner ließ hier nichts mehr zu und wir landeten in einem ausgeglichenen Endspiel und die Punkteteilung war nicht mehr zu vermeiden. Partie

Die dritte Runde musste ich also unbedingt gewinnen, um noch einmal vorne mit eingreifen zu können. In einem Königsinder fand mein Gegner ein etwas seltsames Läufer/Springer-Manöver, das ich sofort nutzte, um meinen eigenen Springer aktiver zu stellen. Im weiteren Verlauf bekam ich einen schönen Angriff und konnte schließlich die Schwarze Dame auf f6 fangen. Der Rest war dann nur noch Formsache. Partie

Meinen jungen Gegner in Runde 4 wollte ich in der Eröffnung überraschen und zugleich theoretische Varianten umgehen. Dies gelang auch ausgezeichnet und ich zwang ihn bereits im 10.Zug zu einer ungeplanten Königswanderung. Dass das jedoch noch nicht das Ende der Partie ist, war mir durchaus bewusst. Nach und nach konnte er seine Entwicklung abschließen und den König auf b2 halbwegs sicher stellen. Den angebotenen Damentausch konnte ich dann nicht gut umgehen und so fand ich mich in einem objektiv wohl minimal schlechterem Endspiel wieder. Zum Glück fand ich eine sehr gute Figurenaufstellung, die es mir erlaubte, einen wichtigen Zentrumsbauern zu gewinnen und nach langem Kampf musste er sich dann doch geschlagen geben. Partie

Als Lohn für den Doppelsieg durfte ich die 5. Runde an einem Live-Brett spielen. Leider vertauschte ich in der Eröffnung die Züge und stand mit Weiß bereits nach 15 Zügen mehr oder weniger auf Verlust. Ein überraschendes Remis-Angebot meines Gegners konnte ich mit Minus-Qualität natürlich nicht ablehnen. Trotzdem die wohl schlechteste Partie des Turniers....

Runde 6 verlief dann wieder nach Plan: In der Philidor-Eröffnung konnte ich ohne Probleme ausgleichen und hatte nach wenigen Zügen bereits die angenehmere Stellung und v.a. einen erheblichen Zeitvorsprung. Nachdem sich mein Gegner dann endlich fertig entwickeln konnte, büßte er durch einen kleinen taktischen Trick einen Bauern ein. Mit knapper Zeit entschied er sich jedoch für die Abwicklung, in der er zusätzlich noch eine Qualität verloren hatte. Im 33.Zug treckte er schließlich die Waffen. Partie

Gegen Oliver Steffens griff ich mit Weiß dann doch noch zu härteren Mitteln und wählte zum ersten mal in diesem Turnier 1.e4. Mit dem abgelehnten Königsgambit geriet er schnell in eine passive Stellung und verlor durch einen Springereinschlag auf h6 bereits früh einen Bauern. Des Weiteren musste er auch noch eine ruinierte Bauernstruktur hinnehmen. Das Endspiel spielte ich dann relativ sauber zu Ende und fuhr somit den nächsten vollen Punkt ein. Partie

In der vorletzten Runde bekam ich dann eine russische Austauschspielerin aus Moskau zugelost. Mit den Weißen Steinen opferte ich vorübergehend 2 Bauern und erhielt dafür gute Kompensation in Form von Entwicklungsvorsprung und Königssicherheit. Meine Gegnerin versuchte demnach krampfhaft, Damen zu tauschen... Jedoch bot sie den Tausch auf dem falschen Feld an und erlaubte mir eine kleine taktische Wendung, die ihr einen ganzen Turm kostete. Kurz darauf musste sie aufgeben. Partie

Die letzte Runde bescherte mir dann einen meiner Zimmerpartner, nämlich den an 1 gesetzten Philipp Wenninger (SC Erlangen). Mit dem Eröffnungsverlauf war ich mehr als zufrieden. Ich konnte mit Schwarz sehr schnell ausgleichen und nutzte seine etwas unvorteilhafte Figurenaufstellung zu einem Bauernopfer am Königsflügel. Ich erhielt im Gegenzug einen mächtigen Springer auf f4 und aktives Figurenspiel. Im 24. Zug wurde ich dann mit einem Remisangebot konfrontiert. Mit knapp werdender Zeit entschloss ich mich dazu, es anzunehmen und ein gutes Turnier ordentlich abzuschließen. Partie

Nach dem miserablen Start beendete ich das Turnier also mit 6,5 Punkten aus 9 Partien auf Platz 8.

Sieger wurde übrigens souverän Jari Reuker (SK Wildeshausen) mit 8/9 (!!) vor Philipp Wenninger (7/9) und FM Ashot Parvanyan (7/9).  Herzlichen Glückwunsch!!!

Ein Dank geht noch an die Deutsche Schachjugend für ein super organisiertes Turnier mit tollen Rahmenbedingungen.

Bis nächstes Jahr!

Fabian