Nachruf Egon Betz (1937-2014)

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Egon Betz 2012 KreuzLiebe Schachfreunde,

 am 03.03.2014 verstarb unser ehemaliges Mitglied Egon Betz.

Ich lernte Egon erstmals mit 17 Jahren kennen, als 1971 in der Stadteilbeilage für den Hasenbuck - mein Kindheitsbuckel-, ein Bericht über den Schachklub 1918 Nürnberg –Süd erschien, der mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen hatte. Wir beschlossen, uns den Verein anzusehen. Wir, das war eine Jugendclique zwischen 14 und 17 Jahren. Wir konnten damals schon ein wenig Schach spielen, weil wir seit drei Jahren zweimal im Jahr unseren Dreikampf austrugen: Kegeln, Tischtennis, Schach.

 

Also liefen an einem Donnerstag 8 Jungens in der Tiroler Höhe auf und wurden von Egon betreut. Er und Hans Roth waren damals die Spitzenspieler im Verein. Egon spielte simultan gegen uns und gewann 7 Partien sehr schnell. Die 8.te Partie spielte mein Bruder (das größere Schachtalent von uns beiden), der sich zäh verteidigte, bis auch er schließlich aufgab. Egon nahm die Aufgabe nicht an, lachte, drehte das Brett um, spielte mit der Aufgabestellung meines Bruders weiter und gewann. Wir waren so beeindruckt, dass wir uns umgehend wieder dem Schafkopf widmeten und das Schach Schach sein ließen.

Schon damals fielen mir 2 Dinge an ihm auf: seine ruhige und sympathische Art, mit Menschen umzugehen und dieses leise Lachen, wenn sein Gegner glaubte, etwas vom Schach zu verstehen und er ihm dann zeigte, dass es auch Irrtümer im Schach gibt.

Ich traf ihn dann erst wieder, als ich mich mit 30 Jahren 1984 entschloss, endgültig einem Verein beizutreten.

Was hatte ich alles versäumt. Hans Roth berichtet, dass vom Schachklub jährlich Hüttenwanderungen und Bergtouren unternommen wurden, wobei sie meist zu fünft waren. Allgäu, Steiermark, Dolomiten und Stubaier waren ihr Revier, die Hüttenabende mit Rotwein und Schach müssen ein Traum gewesen sein.

Ein besonderes Ereignis war wohl 1972 die 2-Wochen-Fahrt zur Schacholympiade in Skopje inklusive einem Wettkampf gegen eine einheimische Mannschaft in Makarska, welchen unsere Schachhelden gewannen.

Leider wechselte Egon später zu den Zirndorfern. Hintergrund war, dass sein brasilianisches Abenteuer, welches er nach Deutschland mitbracht, schiefging und ihn Herbert Ganslmeyer in dieser Zeit intensiv betreute und beriet, so dass sich daraus eine Freundschaft zwischen den beiden entwickelte, was zu dem Wechsel führte.

 

Das letzte Erlebnis mit ihm hatte ich anlässlich eines Wettkampfes in Neumarkt.

Egon saß bei mir im Auto. Nach Mitternacht brachen wir nach Hause auf und unterhielten uns über die Partien. Ich passte ich nicht auf und bog falsch ab. Als wir mit unserer Analyse weit fortgeschritten waren, kam dem Egon die Landschaft einsam und dunkel vor. Ich stimmte ihm zu und wendete, was unsere Situation nur unwesentlich verbesserte. Auch mehrmaliges Abbiegen half nicht weiter. Wir fluchten über das noch nicht erfundene NAVI. Irgendwann und irgendwie fand ich auf den Weg nach Hause zurück und wir fuhren um 4 Uhr Morgens in Nürnberg ein.

 

Egon heiratete noch einmal und zog nach Worms. Noch Jahre später bekam ich von ihm regelmäßig Geburtstagskarten mit einem kleinen Geschenk (mit Schachmotiv), in welchen er sich für das „ sightseeing oberpfalz by night“ bedankte. Weder vorher noch nachher hätte er so eine Rundfahrt zu so einer ungewöhnlichen Zeit in einer solch ungewöhnlichen Landschaft gemacht.

Unnötig zu erwähnen, dass er auch in Worms ein starker und engagierter Spieler blieb. Er war Mitglied der Landesauswahl Rheinland-Pfalz, spielte bei den deutschen Seniorenmeisterschaften mit und war regelmäßiger Gast bei Open unter anderem in Bad Wiessee.

Trotz seiner schweren Krebserkrankung spielte er, solange es ihm möglich war, aktiv Schach.

 

Am 3. März 2014 musste er seine letzte Partie aufgeben, die Partie seines Lebens.

 

Danke Egon für alles was Du als Spieler und Funktionär für den Verein und das Schach geleistet hast.

 

Nie werde ich dein leises Lachen und den Satz: „Jetzt glaubt mein Gegner, dass er besser steht“ vergessen.

Oft hast Du danach gewonnen, aber einmal kommt der Tag, an dem wir alle verlieren.

 

Winfried Berg, 02.04 2014

 

Nachtrag Webmaster:

Einer seiner letzen großen Erfolge: Die  Senioren-Vize-Mannschaftsmeisterschaft Rheinland-Pfalz 2012 (im Bild 2.v.l.) mit seinem letzten Verein  SK 1912 Ludwigshafen.