SW Nürnberg Süd 1 – TSV Rottendorf 7 : 1

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Reis LLN SM 2014Am vergangenen Sonntag gab der Aufsteiger aus der Regionalliga Nord-West, der TSV Rottendorf sein Debüt in der Landesliga. Unsere 2. Mannschaft spielte bereits beinahe eine Stunde gegen die Regensburger Turnerschaft (die Rottendorfer hatten die Verlegung des Spielbeginns auf 11 Uhr beantragt) als mich ein Anruf erreichte: Unsere Gegner suchten vergeblich in der Äußeren Bayreuther Straße nach unserem Spiellokal. Ausgerechnet der Aufsteiger gastierte in der 1. Runde der Saison bei uns, das Südstadtforum war Neuland für unsere Gäste aus Rottendorf. Im Ligamanager auf den Internetseiten des Bayerischen Schachbundes hatte sich ein Fehler eingeschlichen und unser Spiellokal wurde dort versehentlich an meinen Wohnsitz verlegt. Schließlich schafften es unsere Gäste mit einigen Minuten Verspätung doch noch in die Nürnberger Südstadt. Wie sich einige Stunden später herausstellte sollte aus Sicht unseres Gegners nicht nur die Anfahrt holprig verlaufen. Wir schafften einen in dieser Höhe nicht zu erwartenden Kantersieg!

 

Brett 1: IM Dr. Peter Ostermeyer (2312) – FM Johannes Fischer (2250) 1 – 0

In der sizilianischen Rossolimo-Variante setzte das ehemalige Porzer Bundesliga-Urgestein den Schwarzen unter Druck. Johannes musste mit ständig auf seinen rückständigen d-Bauern aufpassen, aber trotzdem war die Stellung lange ziemlich ausgeglichen. Im 21. Zug verpasste er eine verstecke Möglichkeit mit einem Springeropfer auf g2 aktives Spiel und Angriff zu bekommen. Soweit ich es mitbekommen habe spielte der Weiße sehr schnell und Johannes geriet auch auf der Uhr unter Druck. Ob das die Ursache für einen Bauereinsteller im 26. Zug war weiß ich nicht. Im 37. Zug verlor Johannes durch eine Springergabel einen weiteren Bauern und dar da sicherlich in Zeitnot. Nach 44. Zügen machte das Weiterspielen in einem Endspiel mit 2 Minusbauern keinen Sinn mehr und Johannes gab auf. Partie

 

Brett 2: Wolfgang Kordts (2170) – Christian Schatz (2102) 1 – 0

Der in der zweiten Saison für die Rottendorfer spielende Christian Schatz setze Wolfgang die „Moderne Verteidigung“ vor. Nach einer Ungenauigkeit im 11. Zug (Le6) verbleibt er allerdings mit einer grauenvollen Bauernstruktur. Nach 26 Zügen gewinnt Wolfgang den ersten Bauern. Nach einem Fehler von Schwarz im 29. Zug fallen die schwarzen Bauern wie die reifen Äpfel. Nach 47 Zügen gab Wolfgangs Gegner endlich auf. Partie

 

Brett 3: Matthias Königer (2059) – Gerhard Reis (2165) 0 – 1

Auch hier kam die sizilianische Rossolimo-Variante (3. Lb5) aufs Brett, allerdings abweichend von Brett 1 nach schwarzem d6 statt Sc6. Handelt es sich dabei vielleicht um eine „Rottendorfer Marotte“? Nach einem unnötigen Zug (9. h3) und dem damit verbundenen Zeitverlust habe ich bereits mindestens Ausgleich und auf der Uhr bald schon einen großen Vorteil. Nach meinem 24. Zug kann mein Gegner Bauernverlust nicht mehr vermeiden. In Zeitnot begeht er im 34. Zug einen Fehler der mir den Gewinn erleichtert. Zwei Züge später kostet ihn eine Springergabel die Qualität und damit die Partie. Partie

 

 

Brett 4: Karsten Bunk (2113) – Heiko Richter (2003) 1 – 0

Nach einer Englischen Eröffnung versuchte Karstens Gegner, seinen rückständigen c-Bauern durch vermutlich übermütiges Vorrücken los zu werden, handelte sich dabei aber einen isolierten und schwachen d-Bauern ein. Im weiteren Verlauf spielte er Karsten durch weitere schwächende Züge und Abtäusche in die Hände und im 31. Zug erntete der Weiße die erste Frucht in Form eines Bauern.

 

 

Brett 5: Andrey Bobrov (2062) – Jürgen Stiller (2159) 0 – 1

Jürgen verteidigte sich mit der Caro-Kann-Verteidigung und sein Gegner spielte den Panow-Angriff. Allerdings nicht besonders gut denn schon nach dem 13. Zug stand Jürgen besser und gewann bereits einen Bauern. Der Weiße hatte dem nichts mehr entgegen zu setzen und stand schon nach rund 20 Zügen im höheren Sinn auf Verlust. Jürgen baute seinen Vorteil kontinuierlich aus während sein Gegner den richtigen Zeitpunkt für die Aufgabe verpasste. Kurz vor dem Matt stehend gab er nach dem 47. Zug endlich auf.

 

Brett 6: Richard Saathoff (2058) – Günter Schmitt (1961) 1 – 0

Hier wählte der Schwarze die Najdorf-Variante der Sizilianischen Verteidigung. Richard spielte Lg5 dagegen und verpasste es leider kurz darauf, die ungenaue Zugfolge seines Gegner sehenswert zu bestrafen: Im 12. Zug hätte er die Dame für 3 Leichtfiguren opfern können und dadurch einen unwiderstehlichen Angriff erlangt. Viele der dann möglichen Fortsetzungen sind für die Galerie (siehe kommentierte Partie) aber leider hat Richard diese Möglichkeit übersehen (Anmerkung Richard: Das stimmt so nicht - In ähnlicher/gleicher Stellung hatte Hacker in Großenseebach 2014 in der 6.Runde Haag sehenswert zerlegt, wie ich vort Ort mitverfolgen konnte. Aber leider werden die Seebacher Partien nicht veröffentlicht. Am Brett wusste ich nicht so Recht, wie es mit dem Bauern auf e7 weitergehen sollte, und so beschloß ich gegen einen schwächeren Gegner "kein Risiko" einzugehen). Aber im 25. Zug war es dann soweit: Mit einem typischen Scheinopfer auf d5 zerlegte er die bis dahin stabile Stellung seines Gegners und ging dann auf den schwarzen König los. Nach 43 Zügen gab sich der Weiße geschlagen.

 

Brett 7: Christoph Sonnenberg (1927) – Irfan Redzepovic (2069) 0 – 1

Nachdem Irfan in der Eröffnung durch Zugumstellung ein Damengambit ansteuerte wählte sein Gegner die Abtauschvariante und entwickelte seinen Läufer nach f4. Nach ziemlich unorthodoxem Spiel zog Schwarz im 18. Zug seinen Bauern nach b5. Vier Züge später ging der verloren und die Frage ob es sich dabei um einen Einsteller oder ein weitsichtiges Bauernopfer handelte kann nur Irfan selbst beantworten. Jedenfalls entfaltete er auf der offenen b-Linie Druck auf den rückständigen Bauern b2. Der Weiße wollte vermutlich auf dem Königsflügel angreifen oder auch nur von der Schwäche auf b2 ablenken, aber sein Bauernzug 31. g4 entblößte die weiße Rochadestellung und eröffnete dem eingekerkerten Läufer auf b7 neue Perspektiven. Lag hohe Zeitnot vor als Weiß nur 5 Züge später anscheinend diese Läufer für einen Moment vergessen hatte? Wie auch immer, Irfan konnte es egal sein und mit der Rückkehr auf die lange Diagonale fesselte er die unvorsichtige weiße Dame. Ohne diese wollte der Weiße nicht mehr weiterspielen und gab sofort auf.

 

 

Brett 8: Dr. Oliver Fischer (2066) – Peter Güntner (1897) 1 – 0

Hier landeten beide Spieler durch Zugumstellung in einer Sizilianischen Eröffnung mit frühem Fianchetto. Für diejenigen die das bezweifeln, in Kurzform die gleiche Stellung aus Sizilianisch heraus: e4 c5, Sf3 g6, d4 Lg7, c3 cxd4, cxd4 d5, e5 Lg4, Db3 und die Stellung der Partie nach dem 7. Zug ist entstanden. Im 13. Zug geschah einer jener unscheinbaren Züge, die einem hinterher Kopfschmerzen bereiten. Oliver hätte besser seinen Bauern auf h2 stehen lassen, denn im weiteren Verlauf der Partie ist er ein ständiges Zielobjekt des Schwarzen. Nach einer Phase zähen Lavierens kam der Schwarze allmählich in Vorteil. Vor allem Olivers Läufer auf g3 machte lange Zeit eher den Eindruck eines „Großbauern“. Im 27. Zug gewinnt Schwarz durch einen taktischen Trick einen Bauern und hätte kurz darauf durch energischeres Spiel (29. Db6) den Sack zumachen können. Im weiteren Verlauf schien Schwarz keinen Plan zu Umsetzung seines Mehrbauern zu finden. Schließlich manövrierte er seinen Läufer nach g7 und gewann einen weiteren Bauern. Allerdings ließ er damit den weißen Großbauern auf g3 wieder zu einem Läufer werden und hatte Mühe, sich aus der Fesselung dieses Läufers zu befreien. Mittlerweile wurden beiden Spielern die Bedenkzeit schon wieder knapp und beiderseits war schnelles Spielen zu Lasten der Genauigkeit notwendig. Die Stellung war inzwischen schon nicht mehr deutlich besser für Schwarz und Oliver schickte sich an, am Damenflügel einen Freibauern zu bilden. Schließlich kam es wie es, an diesem aus Rottendorfer Sicht gebrauchten Tag, anscheinend kommen musste: In Zeitnot übersah Sfr. Güntner dass sein Turm angegriffen war, Oliver übersah es nicht und nahm den Turm. Aufgabe und der Kantersieg war perfekt!

 

 

2 SC SW Nürnberg Süd 1 DWZ ELO - TSV 1869 Rottendorf 1 DWZ ELO 7 - 1
1 2 Fischer, Johannes 2250 2283 - 1 Ostermeyer, Peter, Dr. 2312 2402 0 - 1
2 3 Kordts, Wolfgang 2170 2212 - 2 Schatz, Christian 2102 2148 1 - 0
3 4 Reis, Gerhard 2165 2204 - 4 Königer, Matthias 2059   1 - 0
4 5 Bunk, Karsten 2113 2093 - 5 Richter, Heiko 2003   1 - 0
5 6 Stiller, Jürgen 2159 2204 - 6 Bobrov, Andrey 2062   1 - 0
6 7 Saathoff, Richard 2058 2119 - 8 Schmitt, Günter 1961 2091 1 - 0
7 8 Redzepovic, Irfan 2069 2124 - 9 Sonnenberg, Christoph 1927   1 - 0
8 11 Fischer, Oliver, Dr. 2066 2080 - 10 Güntner, Peter 1897   1 - 0
Schnitt: 2131 2164 - Schnitt: 2040 2213  

 

Fazit: Der Heimsieg gegen den Aufsteiger der Regionalliga Nord-West war völlig verdient, fiel allerdings vielleicht etwas zu hoch aus. In der nächsten Runde am 25.11. geht es gegen den SK Herzogenaurach.