Hallo Schachfreunde,
spät kommt er, aber ich war in letzter Zeit beruflich leicht überlastet, so dass ich keine Muse fand für andere Dinge.
Zunächst zum letzten Spieltag: Ich wurde wieder mal als Ersatz angefordert.
Mein Gegner hatte aber keine Lust und so machten wir schnell ein Remis. Ich fuhr also zu den 11-ern, konnte aber erst nach langem Suchen einen Parkplatz finden.
Dies hatte zur Folge, dass ich Mikhail Petrov immerhin noch gratulieren konnte, bevor er entschwand. Ich habe die Partie angehängt, weil sie mich in ihrer Geradlinigkeit beeindruckt hat.
Bemerkenswert auch die Abwehrschlacht von Claudiu Bala. Sfr. Leuschner von den 11-ern setzte ihn permanent unter Druck und mit jedem Zug hörte ich schon das Totenglöcklein läuten. Aber weit gefehlt. Claudiu gewann.
Wie man auch starke Spieler in den Griff bekommt, demonstrierte Vyacheslav Babichev. Sehenswert, wie man mit einem einfachen taktischen Kniff ein Spiel drehen kann.
Bedanken möchte ich mich bei allen Spielern meiner Mannschaft. Ihr habt gekämpft und euer Bestes gegeben. Ihr habt bei mir für vieles gesorgt: schweissnasse Hände, ein vor Freude hüpfendes Herz, Dankbarkeit, dass meine Haare schon grau sind, Depressionsschübe und Adrenalinphasen. Das alles schafft weder ein öffentlich-rechtlicher Sender, noch ein Privatsender, sondern nur ihr.
Und ich verzeihe Euch, dass mein Alter bei Betreten des Turniersaales auf 60 geschätzt wurde, was stimmte und beim Verlassen auf 70, was aber eine rein äußerliche und oberflächliche Betrachtungsweise darstellt und nicht berücksichtigt, dass ich mich oft wie 80 gefühlt habe.
2 | SK Nürnberg 1911 3 | DWZ | - | SW Nürnberg Süd 5 | DWZ | 4 - 4 | ||
1 | 1 | Steger, Otmar | 1919 | - | 1 | Petrov, Mikhail | 1931 | 0 - 1 |
2 | 2 | Wawor, Gerhard | 1899 | - | 2 | Babichev, Vyacheslav | 1664 | 0 - 1 |
3 | 3 | Zeitler, Hans-Jürgen | 1868 | - | 4 | Osuna Sanchez-Infante, Raul | 1 - 0 | |
4 | 4 | Leuschner, Günter | 1741 | - | 5 | Bala, Claudiu | 1754 | 0 - 1 |
5 | 5 | Hübl, Hans | 1826 | - | 6 | Berntgen, Henri | 1638 | ½ - ½ |
6 | 6 | Berkhout, Theodore | 1678 | - | 7 | Kirch, Fritz | 1661 | ½ - ½ |
7 | 7 | Wolfrum, Peter | 1650 | - | 8 | Llugiq, Bajram | 1687 | 1 - 0 |
8 | 11 | Kundoch, Ingo | 1615 | - | 9 | Holiga, Friedrich | 1648 | 1 - 0 |
Schnitt: | 1774 | - | Schnitt: | 1711 |
Wie habe ich euch in dieser Saison wahrgenommen:
- Mikhail Petrov: Ich vermute mal, dass er selbst beim russischen Roulette noch Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt
- Vyacheslav Babichev: Ein sehr gläubiger Mensch. Glaubt oft nur noch alleine, dass er gewinnt.
- Dr. Johann Fuchs: Demonstrierte seine klassische Bildung: veni, vidi, vici. Immer? Nein, aber immer öfter.
- Raul Osuna: Ich habe den Verdacht, dass die Spanier ihre DWZ-Einteilung mit südländischer Leichtigkeit vornehmen. Im Gegensatz zu seinem Kampfgeist: vorbildlich. Integrierte sich mit seiner sympathischen Art sofort in die Mannschaft.
- Claudiu Bala: Steckte Rückschläge viel besser weg als früher. Sein letztes Spiel fand ich sensationell.
- Henri Berntgen: Beeindruckend seine Kaltblütigkeit, wenn einer seiner fulminanten Angriffe in einem Konter des Gegners landeten. Eines Tages werde ich auch so weit sein.
- Fritz Kirch: Ich bin einfach nur froh, dass es außer mir auf der Welt noch einen Schachspieler gibt, der seine Partien ausschließlich dem strategischen Diktat unterordnet.
- Bajram Llugiq: Denkt immer nur an zwei Dinge. Erstens: die Mannschaft. Zweitens: Hätte ich meine Gewinnstellung remis gegeben, hätte keiner meiner Gegner gewonnen. Sollte ab und zu in die Kirch gehen oder zu demselbigen.
- Friedrich Holiga: Steht sich momentan selbst im Weg. Sollte wegen der Stellungsanalysen mal bei Babichev anklopfen.
- Winfried Berg: Ein Mensch, der bei „Hütchen hüpf“ von den komplizierten Spielregeln überfordert ist, aber sich permanent anmaßt, echte Schachspieler zu bewerten. Aber er hat auch eine gute Eigenschaft: Er ändert sich nie.
Als Mannschaftsführer danke ich vor allem für eines: Eure Zuverlässigkeit. Das ist für jeden Mfü Balsam auf die Seele. Bei Fritz Kirch muss ich mich entschuldigen, dass ich auf seiner blütenweißen Remisweste einen kleinen Fleck hinterlassen habe.
Winfried Berg