APR verschoben. Niederlage trotz Müller

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Obwohl wir anders als Bayern München unseren Müller nicht auf der Ersatzbank versauern ließen, half uns dessen Sieg gegen seinen bärenstarken Gegner nicht. Doch der Reihe nach.

Eigentlich kehrten wir froh gelaunt aus dem Trainingslager, welches wir auf dem Schiff unseres Mannschaftsführers auf dem Chiemsee verbrachten, zurück, um zum Saisonauftakt traditionsgemäß gegen eine nominell überlegene Mannschaft aus den eigenen Reihen anzutreten.

Um für mich die 100 DWZ, die wir pro Brett im Schnitt weniger hatten, zunächst mental auszugleichen, zog ich mir vor dem Wettkampf noch mehrere Teile meiner Lieblingskindheitsserie „Das Geheimnis der weißen Masken“ rein, die mir mein Freund Harald nachdigitalisiert auf DVD besorgt hatte. In dieser Serie, nach einem Roman von Alexandre Dumas, überfallen Königstreue (!) zur Zeit der französischen Revolution Staatskutschen, um für mehr Steuergerechtigkeit zu sorgen. Mit der schönen Angewohnheit, stets darauf zu achten, mit einem Mann weniger anzutreten als der Gegner (dies taten sie, obwohl sie unseren Verein nicht kannten). 100 DWZ an jedem Brett weniger ist wie ein Mann weniger. Und die Königstreuen gewannen immer.

Als ich also fröhlich ins Spiellokal einlief, erfuhr ich, dass das APR nicht stattfand. Dieses Altpräsidentenrennen hätte auf Brett 8 stattfinden sollen, aber Sfr. Pörzgen rutschte einfach weg, um sich standesgemäß dem Mannschaftsführer-Duell zu widmen. Immerhin war er so freundlich, mir als Ersatz eine harte Nuss zum Kauern anzubieten.

 

Während der Eröffnungsphase betrachtete ich fasziniert das Pressing unseres Chefadlers Horst. Die Faszination wich einer gewissen Ernüchterung, als ich mir flüchtig Brett 1 und 2 ansah.

Ich selbst spielte meinen Standardplan: Möglichst früh unfreiwillig einen Bauern verlieren, so tun, als ob es sich um ein bis dahin unentdecktes Gambit handeln würde, um unter Ausblendung aller Gegendrohungen mich dem Königsmord zu widmen. Zur Verdeutlichung dieses Planes habe ich meine Partie mit einer kleinen Anmerkung angehängt. Meine Ergebnisprognose in den Zeiten des Mittelspiels, die auf der repräsentativen Befragung ausgewählter Bauern beruhte, sah wie folgt aus:

Brett 1 – 3 verloren, Brett 4 – 6 unklar, Brett 7 eher gewonnen und Brett 8: Wini.

Leider tappte Horst in eine sowas von hinterhältige Falle, dass er, wie im Trainingslager zig-fach geübt, die Segel strich.

Nur aus den Augenwinkeln sah ich noch, wie an Brett 1 – 3 nacheinander die weiße Flagge gehisst wurde und mir graute schon leicht vor dem sich abzeichnenden Debakel. Erleichtert nahm ich zur Kenntnis, dass Marty Ehmer, der nach Beendigung seiner Funktionärstätigkeit ein richtig guter Schachspieler geworden ist, zumindest den Ehrentreffer sicherstellte.

Ich war mittlerweile in der Wopasch-Variante angelangt (Wo Patzer Schach sieht …), drang also mit h2 mit Schach ein, um mit einem grandiosen Damenopfer auf e1 meinem Gegner den Todesstoß zu versetzen. Als ich aus dem Traum erwachte, hatte der kühle Blonde auf der anderen Seite des Brettes mein Damenopfer einfach abgelehnt, abgelehnt (!), mein Damenopfer (!!), Frechheit (!!!). Meine grandiose Angriffsstellung war von einer Sekunde auf die andere in eine Verluststellung umgeschlagen.

 

Das prognostizierte Debakel verhinderte Sfr. Pahlen, der mit seiner ungebrochenen Kampfeslust einen Punkt holte, und Sfr. Müller schaffte es sogar, eine Stellung, die für mich als Laie eher nach remis aussah, zu gewinnen. Dicke Gratulation.

Jetzt ärgerte ich mich noch mehr, dass ich meinen Angriff vergeigt hatte. Mit meinem Sieg hätten wir ein Mannschaftsremis erreicht.

Zuhause zeigte ich der besten Ehefrau von allen meine Stellung. Nach ihrem Kommentar, dies wäre nicht die einzige Stellung, in der ich versagen würde, öffnete ich frustriert meinen Neuerwerb, einen Demeter-Trebbiano. Die Qualität dieses Weines hob meine Stimmung um 0 %. Deshalb beschloss ich, die restliche Nacht zu analysieren, um am nächsten Tag jedem mit meiner schlechten Laune und unausgeschlafen den vorhergesagten goldenen Oktobertag zu versauen.

Mein schlaues Weib lockte mich aber zu einer Wanderung ins Püttlachtal. Und als am Abend in der Brauereigaststätte das hausgebraute Dunkelbier sowohl die Kruste meines Schäufeles als auch meine Kehle tränkte, erkannte ich, dass Damenopfer vielleicht gar nicht so erstrebenswert sind.

WB

Puettlachtal

 Kreisliga 1 2017/18 1.Runde am 13.10.2017
3 SW Nürnberg Süd 5 DWZ - SW Nürnberg Süd 6 DWZ 5 - 3
1 1 Wagner, Alexander 1695 - 1 Rost, Harald 1676 1 - 0
2 2 Siegl, Adrian 1870 - 2 Walch, Roger 1671 1 - 0
3 3 Körber, Christian 1700 - 3 Elpelt, Volker 1669 1 - 0
4 5 Kirch, Fritz 1707 - 4 Pahlen, Dietrich 1640 0 - 1
5 6 Babichev, Vyacheslav 1701 - 5 Ehmer, Marty 1639 0 - 1
6 7 Leuschner, Günter 1703 - 6 Müller, Werner 1624 0 - 1
7 8 Pörzgen, Michael 1729 - 7 Bertram, Horst 1614 1 - 0
8 9 Kauer, Reinhard 1682 - 8 Berg, Winfried 1578 1 - 0
Schnitt: 1723 - Schnitt: 1638