Die Schlacht im Wald bei Cadolzburg war spannender, als das Ergebnis vermuten lässt. Vielleicht lag es daran, dass ich kampflos zuviel Zeit hatte, das Auf und Ab in den Partien zu verfolgen. Dank fachkundiger Blitzstellungsbeurteilungsberatung durch Adrian Siegl erkannte ich sogar manches, was mir sonst gnädig verborgen geblieben wäre.
Der Ort des Geschehens hätte nicht melodramatischer sein können. Die Waldsportanlage Cadolzburg liegt wenig überraschend im Wald. Der Weg vom Auto zum Spiellokal hatte eigenlich nicht diesen Namen verdient. (Die Variante mit dem Asphalt wählten wir erst für den Rückweg) Der heftige Wind trieb ebenso heftige Regenschauern an, dramatisch illuminiert durch die Flutlichtanlage. Der Anblick trainierender Fussballspieler ließ uns frösteln. Aber wir spielten zum Glück kein Rasenschach. Allerdings mussten wir noch auf unseren Gegner und vor allem den Schlüsselbewahrer warten und drängelten uns unter ein Vordach. Solche Erlebnisse sind ja gut für den Mannschaftsgeist.
Als wir uns dann im warmen Spiellokal drängelten, stellte sich langsam heraus, dass unser Gegner massive Aufstellungsschwierigkeiten hatte. Brett 3 und 7 blieben unbesetzt. Willibald Eisenmann und ich sind also nur dank unserer Kompetenz im Drücken von Schachuhren zu unseren Punkten gekommen. Eigentlich musste Willibald nicht mal das, weil nur sieben Uhren vorhanden waren. Bei 6 Brettern reichte das ja. Er drückte statt dessen seine Daumen. Zum Glück.
Mit 2 Punkten Vorsprung gab ich die Devise aus, erst nach Hause zu fahren, wenn wir unser Standardergebnis 6:2 erreicht hätten. Wie konnte ich ahnen, dass ich das noch bereuen würde.
Im worst case (nicht "in der Wurstkiste" sondern "im schlimmsten Fall") hätte es aber auch 3:5 sein können.
Gewohnt zuverlässig und nervenschonend gewann Volker Elpelt wieder als Erster. (Und fordert inzwischen eine Eilzulage, die ich ihm hiermit zusätzlich zu seinem üblichen Spielergehalt gern gewähre). Der dank Fesselung scheingedeckte Springer des Gegners war ein Geschenk, das er sich nicht entgehen ließ.
3:0
ABER: An Brett 8 ließ mich Smaijl nicht lächeln. Er stand schwierig mit einem Bauern weniger und Springer gegen Läufer.
An Brett 1 verteidigte sich Adrians Gegener verbissen gegen ein Königsgambit. Irgendwann hatte Adrian 2 Minusbauern. Und an Brett 6 geriet Thomas Jakob in eine unangenehme Mittelspielstellung mit geschwächter Diagonale g 8 - a 2 und Fesslungsmotiven auf derselben. Brett 2 und 5 machten mir dagegen keine Sorgen, hier schien sich allenfalls Remis anzubahnen, wenn Simon an Brett 5 nicht sogar auf Gewinn stand.
Als Zweiter GEWANN überraschend Brett 8 und Smaijl lächelte zuletzt am besten. Sein Gegner stand auf einmal trotz viel mehr Material undeckbar auf Matt. Mit Turm und Springer und Bauer in die Zange genommen und vor der Wahl, entweder duch Turm oder Bauer mattgesetzt zu werden, gab der Gegner auf.
4:0
DANN gestand mir Simon plötzlich, dass er einen Läufer geopfert habe. Der Klang seiner Stimme ließ vermuten, dass er danach auch gleich die Widerlegung des Opfers gesehen hatte und er mich schonend darauf vorbereiten wollte. Leider hatte er recht. Denn seine bis dahin wohl gute Stellung war mit Minusfigur deutlich schlechter bis verloren.
4:1
DAFÜR drehte sich das Glück an Brett 1 wieder auf unsere Seite. Mit 2 Plusbauern und vermeintlich ruhiger Stellung spielte Adrians Gegner wohl weniger konzentriert nicht die besten Züge und auf einmal hingen bei ihm Läufer, Springer und Qualitäten in der Luft.
Trotz sehr fortgeschrittener Stunde und deutlichen Anzeichen von Müdigkeit machte Adrian einen Zug mit seinem bis dahin schlafenden Läufer. Dann schlug sein Springer einen gedeckten Bauern. Der Rest war eine Sache der fehlerfreien Technik, die sich der Gegner bis zum tatsächlichen Matt vorführen ließ. Bravo! Unser Brett 1 behält eine makellose Bilanz mit 4 aus 4. Von Adrian Siegl lernen heißt Siegen lernen.
5:1 endlich gewonnen und schon fast Mitternacht
UND an Brett 6 gewann auch noch Thomas Jakob nach einigen Verwicklungen eine Figur, die Partie und den 6. Punkt. Alle Ersatzspieler haben damit gepunktet. Manche Mannschaft wäre froh, sie als Stammspieler zu haben.
DA erinnerte ich mich wieder an meine Vorgabe vom Anfang - 6:2.
An Brett 2 war ein schwieriges Endspiel entstanden. Er wird doch nicht etwa...?
Serguei musste mit König und Springer die Einbruchsfelder absichern, geriet gegen König und Läufer in Zugzwang und musste schließlich seine Stellung ruinieren, indem er einen Bauern vorzog.
Si tacuisses .... (hätte der Mannschaftsführer doch seine Klappe gehalten)
6:2
5 | TSV Cadolzburg 2 | DWZ | - | SW Nürnberg Süd 7 | DWZ | 2 - 6 | ||
1 | 2 | Kollitz, Alexander | 1668 | - | 1 | Siegl, Adrian | 1730 | 0 - 1 |
2 | 3 | Grund, Christian | 1605 | - | 2 | Ionov, Serguei | 1601 | 1 - 0 |
3 | 4 | Schurig, Julia | 1577 | - | 4 | Pörzgen, Michael | 1589 | - - + |
4 | 6 | Jesenek, Leopold | 1526 | - | 7 | Elpelt, Volker | 1531 | 0 - 1 |
5 | 7 | Denninger, David | 1485 | - | 8 | Erlbeck, Simon | 1526 | 1 - 0 |
6 | 8 | Lippmann, Johannes | 1456 | - | 9 | Jakob, Thomas Erich | 0 - 1 | |
7 | 9 | Thiele, Heinz | 1306 | - | 10 | Eisenmann, Willibald | 1495 | - - + |
8 | 10 | Kreidl, Franz | 1274 | - | 11 | Ibranovic, Smajil | 1486 | 0 - 1 |
Schnitt: | 1487 | - | Schnitt: | 1565 |
Mannschaft | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | MPkt | BP | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | SW Nürnberg Süd 7 | ** | 6 | 6 | 6 | 6 | 5½ | 15 - 0 | 29,5 | ||||
2. | SF Altenfurt | ** | 4½ | 6½ | 6½ | 5 | 5½ | 15 - 0 | 28,0 | ||||
3. | SG M-R/Schwabach 4 | 3½ | ** | 4½ | 6 | 6½ | 6 | 12 - 3 | 26,5 | ||||
4. | SG Freystadt/Postbauer-Heng 5 | 3½ | ** | 5½ | 7½ | 5 | 4½ | 12 - 3 | 26,0 |
Die nächste Runde ist wieder ein AUSWÄRTSSPIEL!
Schon am 22.2. geht es gegen Zirndorf 3.