Vorschau Wanderung 21.5.

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AUF ZUM „FRÄNKISCHEN GRAND CANYON“

Reinhard Kauer bei Wanderung 30 04 2011

Die Schwarzachklamm in einem Atemzug mit einem der größten Naturwunder der Welt zu nennen, ist natürlich nur der Begeisterung geschuldet. Aber ähnlich dem Colorado River hat sich das Flüsschen Schwarzach tief in einen Riegel aus rötlichen Burgsandstein eingefräst und auf einer Länge von etwa zwei Kilometer ein enges, steilwandiges Tal von ursprünglicher Wildheit geschaffen. Nicht umsonst ist das Naturdenkmal in die Liste der 100 schönsten bayerischen Geotope aufgenommen worden!

Wann hin?

Der Ausflug findet am 21.05.2016 statt. Treffpunkt ist am Südausgang des Hbf. relativ spät: 10:00 Uhr. Abfahrt mit der S3 Richtung Neumarkt i.d.OPf. um 10:17 Uhr auf Gleis 2. Wanderstart ist am Haltepunkt Burgthann. Wir benötigen das Tages Ticket Plus der VGN mit der Preisstufe 7. Einer Anmeldung bedarf es nicht.

 

 

Unsere Wanderung unweit von Nürnberg orientiert sich meist am Talraum dieses kreativen Flüsschen. Darüber hinaus überrascht die Tour mit einem Schlenker durch einen romantischen Seitengraben. Beschauliches Bummeln auf den Treidelpfaden des „Alten Kanals“ und ein Schloss in traumhafter Lage sind weitere schöne Facetten u.v.m.!

Die Route bedient sich überwiegend Top-Wanderwege; die „Königs-Etappe“ durch den Miniatur-Canyon hat sogar Fünf-Sterne-Qualität! So nebenbei können wir uns noch auf einen Volksbiergarten der Extraklasse freuen. Darum mitkommen, der Eintritt in das Naturspektakel ist frei.

 

Anforderungen

Die Wanderstrecke misst ca. 15 Km. Etwa 100 Höhenmeter gilt es insgesamt zu schaffen. Wenn überhaupt, dann ist eine Hauptsteigung von etwa 65Höhenmeternam Stück mühsam.Nach der Mittagspause (nach etwa 4 Km) wird die Tour zu einer bequemen Veranstaltung (nur abwärts mit marginalen Steigungen zwischendurch!). Nach meiner subjektiven Einschätzung dürfte die Tour auf einer Schwierigkeitsskala von 1-10 etwa bei 4 einzustufen sein. Keine Bange vor der Distanz!

Einstimmung und Details

Gleich nach dem Bahnhof leiten uns Wegspuren in den Wald und wenig später hinaus in die Flur. Emsiges Bauen rechterhand. Exemplarisches Auswuchern von Siedlungsrändern, Zerfressen von Landschaften. Modern-schöne Häuser im Sinne des Zeitgeschmacks entstehen. Jedoch alles irgendwie Einheitsbauten ohne individuellen Charakter. Häuser wie von der Stange. Ländliche Gemeinwesen, in Jahrhunderten gewachsen, gleichen sich geschichts- und gesichtslos immer mehr an.

Nachdenklich erreichen wir die Hangkante zum Schwarzachtal. Ende der Bebauung. Die Route bekommt Qualität. Ein Feldweg bringt uns hinab in eine Hangfalte. Der Weg mutiert zu einem schmusigen Wiesenpfad und führt an zwei in Terrassen angelegten Weihern vorbei. Die Burg grüßt herab und komplettiert das wunderbare Bild. Nach seiner letzten Gefangennahme war hier Ritter Eppelein eingekerkert. Die von ihm mehrmals beraubten und gefoppten Nürnberger „Pfeffersäcke“ ließen ihn schließlich in Neumarkt i.d. Opf. aufhängen. Ein schöner Anger mit Baum-Methusalems gestattet einen ersten Blick auf die Schwarzach. Schließlich hinunter in ihre breite Talwanne. Postkartenansicht der Burg. Wuchtig dominiert sie die Silhouette von Burgthann.

Nun müssen wir einige Körner investieren: Es gilt die verlorene Höhe am Gegenhang wieder auszugleichen. Hohlwegartig steigen wir zur halben Hanghöhe hoch. Im Nu sind wir warmgelaufen. Weicher Blätterteppich unter den Füßen. Schließlich ganz nach oben. Geschafft, durchatmen. Vor uns der Ort unserer Mittagseinkehr. Sehnsüchtig steuern wir ihn über aussichtsreiche Flurwege in einem Bogen an. Zum Ende hin dient der ziegelrote Kirchturm mit seiner eigenwilligen Haube als Orientierung. Mit etwas Glück laufen wir beim Zwölf-Uhr-Läuten im Dorf ein.

Ein unaufgeregter Gasthof erwartet uns. Metzgerei angeschlossen. Fleisch prägt auch die Speisekarte. Grillteller und Fleischspieß sollen die Spezialitäten des Hauses sein. Auch zwei vegetarische Gerichte im Angebot. Ohne großes Tra-Ra wird hier gekocht, sich auf das Wesentliche konzentriert. Keine dekorativen Hungerportionen auf Riesentellern. Schnörkellos auch die Gasträume. Ausgeschenkt wird Tucherbräu. Zur Zeit ist eine Terrasse mit Außenbestuhlung im Entstehen.

Nach der Pause abwärts in einen idyllischen Graben. Romantiker beginnen hier zu träumen. Imposante Sandsteinaufschlüsse. Mit bewundernswerten Haltegriffen recken sich mächtige Bäume gen Himmel. Vorhänge aus Efeu dekorieren die senkrechten Felswände. Ein Bach gesellt sich dazu. Kein Autolärm stört. Hier kann man noch die Stille hören. Nur ein Specht klopft manchmal die Ruhe weg. Welch ein Naturerleben – für jene, die dies noch wahrnehmen können.

Über natürliche Treppenstufen aus Baumwurzeln straff hinunter zum Bächlein und an seinen Mäandern entlang. Traumhaftes Wandern. Der Traum endet urplötzlich für all diejenen, die den folgenden Grabenabschnitt von früher her kennen. Technokraten zogen kaltherzig und ohne Gespür einen breiten, fast geraden Schotterweg in den Bachgrund. Das Tälchen hat dadurch leider viel von seinem Charme verloren. Jungfräulichkeit passe´. Wir meiden die stupide Trasse und flüchten auf den alten Schlängelpfad. Kurzweilig führt er an allen Talausbuchtungen entlang. Bei mehreren Teichen, die wie Spiegel in der Landschaft liegen, endet die insgesamt sehr schöne Partie in der Grabenschlucht.

Für längere Zeit ist nun die Schwarzach unser ständiger Begleiter. Breiter Talgrund. Der Fluss tastet sich gemächlich hin und her pendelnd durch die Wiesenlandschaft. Rechts oben am Hang mondäne Villen von Schwarzenbruck und das mit schwarz/gelben Fensterläden ausgestattete Petzenschloss. Von jeher wissen die Betuchten, attraktive Wohngegenden zu schätzen.

Das Folgende übertrifft noch einmal alles, was wir auf unserer Tour bisher bestaunt haben. Es beginnt eine wahre Wanderwonne. Die Schwarzachklamm bietet eine Felsarchitektur der Sonderklasse: Felstürme in respektablen Dimensionen, scheinbar kunstvoll arrangierte Felsensembles und Auswaschhöhlen. Alles modelliert durch die temperamentvolle Schwarzach. Mit etwas Fantasie lassen sich in den Steingebilden sogar Felsgesichter erkennen. Ebenso begeistert das Farbenspiel des Gesteins: von dunklem Braun, über samtfarbenes Rot, bis zum leuchtenden Gelb. Die üppige Vegetation trägt gleichfalls zu diesem Gesamtkunstwerk bei. Das Wandern durch diese dramatisch formschöne Schlucht ermöglichen Leitern und kleine Brücken. Die grandiose Natur sorgt allerdings auch dafür, dass viel Wandervolk unterwegs ist.

Über Treppen steigen wir am Schluchtende hoch und stehen unmittelbar im Biergartengelände der Waldschänke Brückkanal. Über diesen Klassiker viel zu schreiben, hieße Eulen nach Athen tragen. Viele sind dort sicherlich schon im Rahmen eines Radausflugs „Tour de Canale“ eingekehrt. Jedenfalls ist bei schönem Wetter hier ein Stopp geplant.

Nach ausgiebiger Rast und ca. 12 Km in den Beinen geht es schleppfüßig am Ludwig-Donau-Main-Kanal weiter. König Ludwig ließ ihn im 19. JH graben. Er war seinerzeit ein technisches Meisterwerk und realisierte einen Traum, den Karl der Große schon träumte: die Verbindung von Rhein und Donau und damit von Nordsee und Schwarzem Meer. Bald ging die Schifffahrt den Bach hinunter; die Eisenbahn machte den Wasserweg unrentabel. Während ihm der wirtschaftliche Erfolg versagt blieb, erfreut sich sein Vermächtnis heute großer Beliebtheit. Der „Alte Kanal“, wie er heutzutage liebevoll genannt wird, ist zu einem Biotop geworden.

Entspanntes Bummeln auf dem Treidelweg, den früher die Zugpferde der Schiffe benützten. Lästig für die Ohren der stetig zunehmende Lärm. Nicht weit von uns der alltägliche Verkehrswahnsinn. Letztendlich unterqueren wir die Verursacher (ICE-Trasse und 2 Autobahnen). Wir geben Fersengeld, um dem Motorensingsang zu entkommen und biegen kurz darauf in den Wald ab. Es ist ein lichter fränkischer Kiefernwald, mit kaum Unterwuchs, wie es für einen typischen „Steckerlaswald“ gehört. Ein angenehm weiches Wegerl schleust uns immer tiefer ins Gehölz.

Allmählich übernehmen dunkle Fichten das Kommando. Einen kleinen Abhang hinunter und wir erreichen wieder die Schwarzach, die uns heute schon so viel Freude bereitet hat. Und wieder zeigt sie eine andere Seite: Sie präsentiert sich jetzt in einem engen, mit Wiesen besetztem Tal, dessen bewaldete Flanken nur wenig ausgeprägt sind. Auch diese Flusspartie ist außergewöhnlich schön, halt „anders schön“. Flussabwärts ist der Talraum durch ein Privatgrundstück völlig abgeriegelt. Diese Sperre und die Barriere durch die Magistralen im Rücken „bescheren“ diesem Flussdabschnitt eine ungewöhnliche Abgeschiedenheit. Das Schlendern am Fluss ist eine Augenweide. Enten wundern sich, dass ihr Refugium von Menschen betreten wird. Glücksgefühle kommen auf. Kindheitserinnerungen werden lebendig.

Unmittelbar vor dem Privatanwesen müssen wir etwas beschwerlich auf einem Indianerpfad den Hang hoch. Für heute sagen wir dem Schwarzachtal Ade. Weitere Pirschwege bringen uns durch das Waldrevier zum letzten Highlight unseres Streifzuges. Es handelt sich um Schloss Kugelhammer, das wie ein Märchenschloss versteckt auf einem Sandsteinfelsen über der Gauchsbachschlucht thront. Meist fährt man in Steinwurfnähe am Alten Kanal achtlos daran vorbei. Doch aus der Wanderperspektive vis-a`-vis erwächst es zu einem Kraftort, der wie magnetisch zu einem längeren Verweilen und Betrachten zwingt. Zauberhaftes Zusammemspiel von Naturidylle und Baukunst! Tosend schießt der Gauchsbach über eine Sandsteinrinne an den alten Gemäuern vorbei. Breite Treppen ermöglichen ein Absteigen bis zum Grund der Schlucht. Die Kraft des Wassers hat eine geschliffene Felswand regelrecht unterhöhlt. Es ist ein beeindruckendes Fleckchen und ein würdiges Finale für unsere Tour.

Nur noch wenige hundert Meter entlang des Kanals sind es dann noch bis zur Bushaltestelle in Röthenbach bei St. Wolfgang.

Wann zurück?

Im Stundentakt (–:52) fährt ein Bus nach Langwasser-Mitte, wo uns die U-Bahn zum Hbf. weiterbefördert. Wenn wir den VGN-Bus um 18:52 Uhr nehmen, würden wir dort um 19:18 Uhr einfahren. Alles ließe sich natürlich um 1 Stunde nach hinten verschieben.EEEEEEhren

Hinweise

  • Nur bei absolutem Mistwetter findet der Ausflug nicht statt. Eine evtl. Stornierung ist am Vorabend der Vereins-Homepage zu entnehmen.

  • Hunde sind kein Problem bei einer Einkehr.

  • Auch einige offenen Passagen; evtl. Sonnenschutz bereithalten.