VERBORGENE NATURWELTEN AM PEGNITZKNIE
Die Hersbrucker Schweiz besitzt mit dem Pegnitztal zweifellos eines der schönsten Flusslandschaften Süddeutschlands. Bei Hohenstadt macht der Wasserlauf einen Knick und ändert die Hauptfließrichtung von Nord-Süd auf Ost-West.
Update Reinhard 6.4.: Ich habe gerade mit dem Wirt der Mittagseinkehr gesprochen und für den Samstag zugesagt.
In diesem Winkel stöbern wir in den bewaldeten Berghängen des idyllischen Tals umher und sind dem Wanderglück ganz dicht auf den Fersen. Begleitet von traumhaften Ausblicken spüren wir versteckte Naturschätze auf. Die Attraktion schlechthin stellt ein Rinnsal dar, das sich nicht wie gewohnt in den Untergrund einkerbt, sondern sein Bett auf einem Damm gen Himmel (!!!) baut. Wo es einen kleinen Felsabfall überfließt, musste es ein architektonisches Meisterstück vollbringen.
Die Wandersaison 2017 beginnt definitiv mit einem Knüller. Die Tour hat 5-Sterne-Qualität und damit auch das Zeug, alteingesessene Sofabewohner hinaus in die Natur zu locken!?
Wann hin?
Der Ausflug findet am 08. April 2017 statt. Wir treffen uns am Südausgang des Nbger. Hbf. Da wir um 09,08 Uhr mit der R 3 auf Gleis 18 losfahren, sollten wir spätestens um 08,55 Uhr am Treffpunkt sein! Interessenten aus dem Raum Lauf können um 9,27 Uhr zusteigen. Im Verbundgebiet der VGN durchfahren wir 8 Tarifzonen (aus Lauf 4). Der Ticket-Kauf (ob VGN- oder Bayern-Ticket) geschieht kurz vor der Abfahrt, wenn die genaue Teilnehmerzahl feststeht.. Keine vorherige Anmeldung notwendig!
Anforderungen
Die Tour hat durchaus Biss (etwa 450 Höhenmeter und ca.16 Kilometer). Für die anspruchsvolle Etappe vor der Pause am Mittag (knapp 7 Km und 200 Steigmeter) muss man kein Bergfex sein. Man sollte aber im steilen Gelände trittsicher sein!
Robert Weidenhöfer (evtl. anrufen!) führt als Co-guide 2 Stunden später eine Variante, bei der die erste Etappe entfällt (Treff: 10,55 Uhr, Abfahrt: 11,08 Uhr). Es geht absolut eben in 1 Kilometer zur Mittagseinkehr! Dort stoßen die Sportlichen hinzu. Auch der Weiterweg könnte variieren (7, 8 bis 9,5 Km und 50, 120 bis 250 Steighöhe; siehe Text). Mein Motiv: möglichst viele sollen das Highlight der Tour, das wundersame Wasserschauspiel der Natur erleben können.
Einstimmung und Details
Zunächst gilt es, die Hangbebauung von Hohenstadt hinter sich zu bringen. Dazu steigen wir ewas schweißtreibend zum oberen Siedlungsrand hinauf. An ihm entlang erreichen wir das Kriegerdenkmal.
Von jetzt an tasten wir uns langsam hinein in das Abenteuer Landschaft. Eine Wald/Sträuchergasse mit vielen Rankgewächsen wie wilder Wein und Efeu weist den Weg nach oben. Und schon erleben wir den ersten Paukenschlag der Tour. Nur einen Katzensprung „weg von der Zivilisation“ reckt sich eine mächtige Kalksteinwand in die Höhe. Die Steine wirken ineinandergefügt wie ein Puzzle. Am Wandfuß in einer Hangabflachung eine ausgedehnte Blockschutthalde. Zerfallene Felsen. Wurzelsprengung und vor allem der winterliche Spaltenfrost haben über einen sehr langen Zeitraum ganze Arbeit geleistet. Zeit und Welt liegen offen. Die Fels- und Gerölllandschaft von atemberaubender Kaft vermittelt richtiges Gebirgsfeeling.
Auf einem schmalen Fußpfad mit losen Steinen in einer Geröllrinne weiter. Wohl oder übel marschieren wir im Gänsemarsch. Ziel: die Wandspitze mit der Frankenfahne. Das Steiglein führt pfiffig an der Naht zwischen einer urzeitlichen Geröllhalde und einem tiefen Kessel entlang. Im Beckengrund liegen Baumleichen mit Moospatina überzogen. Die herrlich wilde Naturkulisse begeistert; so mögen es die Naturfans. Schließlich verschluckt uns der Wald. Das hohe Astwerk vornehmlich von Buchen bildet eine natürliche Halle. Der anfangs bequeme Waldweg wird ein Stolper-Stein-Wurzel-Waldpfad. Er turnt hart am Abfall entlang und erobert den Berg. Immer wieder führen steile Rinnen und Schlünde spektakulär in die gähnende Tiefe. Der Steig verlangt Aufmerksamkeit!
Noch über zwei Felshöcker und wir stehen endlich „am Dach“ der heutigen Tour. Ein Best-of-Pegnitz-Blick entschädigt für alle Mühen. Die Perspektive wie ein Vogel, hoch oben im Wind. Weite atmen ist angesagt. Siedlungen wie hingekleckst in der nun schon breiten Talwanne. Vis-a`-vis reihen sich Randberge wie Welle auf Welle aneinander. Autos gleich Krabbelkäfer und Züge so klein wie eine Modelleisenbahn sind die einzige erkennbare bewegliche Requisite. Windzerzauste Bäume behaupten sich standhaft auf dem luftigen Ausguck. Wahrlich ein Logenplatz zum Entschleunigen und Entspannen. Schnell vergisst man die Zeit..
„Baggmers widder“. Unerwarteter Landschaftswechsel. Der Höhenpfad entlässt uns auf ein halboffenes Hochplateau. Herrlich kleinräumig wechseln sich Wald- und Wiesenparzellen ständig ab. Heckenriegel und kleine Bauminseln in den Wiesenmatten lassen keine Langeweile aufkommen. Wir schrammen knapp an einem verschlafenen Weiler vorbei und schlendern schließlich durch Wald wieder abwärts Richtung Pegnitztal. Waldaustritt und gleich ein wunderschönes Bild: Der Fluss bahnt sich in vielen Schleifen seinen Weg durch das idyllische Tal. Den Ort unserer Mittagseinkehr im Visier trotten wir schleppfüßig mit knurrenden Mägen den Feldweg hinunter. Eine kurze Straßenpassage noch und die Ermatteten erreichen die ersehnte Versorgungsstation.
Das Gasthaus ist so etwas wie ein Exot in der ländlichen fränkischen Gastroszene. Der kulinarische Geist des Hauses spiegelt sich in der Speisekarte wider: es ist ein Hort der vegetarischen Küche. Als Garant für die Süffigkeit läuft das Amberger Bruckmüllerbräu aus dem Zapfhahn.
Die schon etwas abgenutzt wirkende Wirtschaft ist auch als hippe Musikkneipe in der Region eine Institution und hat schon fast Kultcharakter. Fazit: es ist eine völlig andere Mittagseinkehr als sonst gewohnt.
Nach der Pause schlendern wir durch eines der ältesten Naturschutzgelände Bayerns! Ein naturbegeisterter Fabrikant legte zu Beginn des vorigen Jahrhunderts einen Park an. Sein Hauptziel war der Schutz der einheimischen Fauna und Flora; insbesondere lag ihm der Vogelschutz am Herzen. Die gestalterische Hand des Menschen sollte aber nicht gänzlich außen vor bleiben. Die baulichen Spuren seiner Gedankenwelt sind überall heute noch zu sehen. Das auffälligste Bauwerk ist ein ritterburgähnlicher Turm. Nach dem Tod des Naturmäzens nahm sich der Bund Naturschutz um das Gelände an. Heute dient es als Naturschutzzentrum zu Bildungszwecken.
Im dichten Wegenetz mit informativen Schautafeln bewandern wir nur die spannendsten Abschnitte. Der Pfad zieht in Kehren im Schluchtenwald hinauf. Kühn schmiegt er sich an eine Felswand. Treppen und Brücken als Steighilfe. Ein letzter Aufschwung und wir erreichen einen weiteren grandiosen Aussichtspunkt der Tour. Nicht umsonst wird er Malerwinkel genannt. Immer am oberen Schluchtrand entlang gelangen wir schließlich zu einem Hutanger. Uralte Eichen bewachen die ehemalige Weidefläche. (Der Kreisel im Naturschutzzentrum könnte ebenfalls weggelassen werden. Ersparnis: etwa ein Kilometer und 40 Hm).
Wir sagen dem Zentrum Ade. Ein romantischer Waldpfad längs einer Hangstufe nimmt uns auf. Das Gelände ist sich weitgehend selbst überlassen. Gefallenes Holz darf abgestorben herumliegen. Baumstümpfe haben sich eine plüschige Mooskappe übergestülpt. Aus der Rinde von aufrechtem Totholz brechen riesige Pilzgeschwüre. Den Wanderer erobern romantische Gefühle; mit anderen Worten: man glaubt in einem zauberhaften Märchenwald zu sein. Große Felsbrocken liegen wie von Riesenhand hingeschleudert im Gelände. Eine verwunschene Hütte versteckt sich wie ein Hexenhäuschen hinter den Bäumen. Von der Höhe blickt ein bleiches Felsungetüm mit filigranen Zacken herab. Dolomiten lassen grüßen. Nicht selten ziehen sich Kletterer daran die Finger lang.
Der Zauberwald hört auf und damit auch alle Luftschlösser. Das Antlitz der Pegnitztalaue vor uns ist dagegen real und wurde vom Menschen geprägt. Man spürt Vertrautheit, denn das Bild von bunten Feldern, saftig-grünen Wiesen und einem kleinen Dorf sind uns wesentlich geläufiger.
Kaffee und Kuchen gefällig? Ein Verkaufsstand mit überdachten Sitzgelegenheiten bietet leckere Backwaren feil. Mmh!
Wir machen uns auf den Weg zum Glanzlicht der Tour. Es übertrifft alles, was wir heute schon bestaunt haben. Man glaubt fast an eine optische Täuschung: Auf einem dachrinnenartig eingekerbten Damm tänzelt ein Bachlein zu Tal. Das Fließwasser hat sich durch Kalkausschüttung sein Hochbett von etwa 50 cm Höhe selbst gebaut!!! Den ultimativen Showeffekt erleben wir weiter oben: An einer besonders kniffeligen Stelle schafft es das Wässerlein sogar, eine Felswand zu überbrücken. Die schöpferische Kraft der Natur sorgt für offene Münder und große Augen. Man möchte sich vor Demut fast verneigen. (Vom Talboden bis zum Natur-Spektakel ist eine Steighöhe von 60 m zu schaffen. Wieder absteigen und im Tal eben weiter bis Vorra wäre eine weitere bequeme Alternative).
Danach bekommen wir einen herrlichen Naturweg unter die Schuhsohlen. Gehölzreihen, Obstwiesen und Waldraine im Wechsel. Ein Bachlauf muss übersprungen werden. Es folgen die letzten Steigmeter. Ein vom Verkehr vergessenens Sträßchen liefert uns auf einer Agrar-Hochfläche ab. Streng präsentiert sich das brettlflache Gelände.
Wie der Teufel das Weihwasser, so scheuen Wanderer den dunklen Teerbelag. Allerdings ist dazu ein Pfadfinderexamen nötig. Weglos streifen wir an einem scharf konturierten Waldrand entlang. Ziemlich verwachsen geht es hinein ins Gehölz. Wegspuren: Fehlanzeige. Bemooste Steinlesehaufen und die Hangkante bieten eine vage Orientierungsmarke. Notgedrungen müssen wir querbeet durch den fast knöcheltiefen Waldboden schlurfen. Das Rascheln des Laubes und das Knacken der trockenen Äste, auf die man tritt, verscheuchen die Stille. Der Kontakt zur Natur könnte kaum intensiver ausfallen.
Ein entzückend gelegener Pavillion lässt uns aufatmen: endlich Fußstapfen, Prüfung bestanden. Der Unterstand strahlt Ruhe aus. Wunderbarer Ausguck auf das Tal. Die Tour trommelt zum Finale. Nach und nach scheinen Felsen aus dem Boden zu platzen. Es geht durch ein stummes Spalier von verwegenen Felsgestalten. Ein Fels mit der Form einer Riesenkugel zieht die Blicke auf sich. Wer will, kann ihn über eingemeißelte Stufen besteigen. Schließlich windet sich der Pfad kapriziös im Schlingelschlangel nach unten.Vorra, unser Zielort, ist erreicht.
Der Zeigerstand der Uhr, das Wetter und evt. Platzprobleme (keine Reservierung möglich) bestimmen den weiteren Ablauf. Ein kleines Inselcafe mit einer Freiterrasse und einem Top-Biergarten böte die Möglichkeit zu einem „Absacker“!?
Wann zurück?
Stündlicher Halt der R 3 im nahen Bahnhof. Entweder Abfahrt um 18,11 Uhr oder 19,11 Uhr. Fahrtzeit: 40 Minuten.
Anmerkungen
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Bei extrem hinterhältigem Wetter fällt die Tour aus. Ich entscheide dies ausnahmsweise bereits 2 Tage vorher. Grund: Der Wirt der Mittagseinkehr wünscht einen längeren zeitlichen Vorlauf, damit er personell (Bedienung) besser planen kann. Die Info ist darum bereits am späten Donnerstagabend der Homepage des Vereins zu entnehmen.
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Hunde sind kein Problem
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gutes Schuhwerk sollte selbstverständlich sein.