ZUM „ASYLORT“ EINES LEGENDÄREN EX-SCHACHWELTMEISTERS
Die Pulvermühle genießt in der fränkischen Schachszene Kultstatus (siehe hierzu die Erläuterungen zum Ausflug vom 01.09.2012). Daher ist es sicherlich gerechtfertigt, sie auf anderen Wegen abermals anzulaufen, zumal die Gaststätte jetzt wieder einen Betreiber hat. Somit können wir diesmal das Versteck von Bobby Fischer auch von innen inspizieren.
Die hochattraktive(!!!) Tour orientiert sich mehr oder minder an der Wiesent, dem Charakterfluss der Fränkischen Schweiz. Die Route bedient sich klassischer Wege und serviert uns ein „Gourmet-Wanderbuffet“. Ein Nebenpfad, der in keinem Tourenbuch und keiner Karte erscheint, ergänzt die „Tafel“ und ist quasi ihr „Sahnestück“: Ein spannender, spritziger Steig entführt uns in eine felsige Bergflanke und sorgt für prickelnden Wanderspaß! Teilnehmer mit wenig Traute können dieses Schmankerl aussparen.
Die Tour zeigt exemplarisch, welch faszinierenden Naturlandschaften unweit der eigenen Haustür darauf warten, per pedes entdeckt zu werden. Darum raus aus der „Komfortzone“ und mitkommen.
Wann hin?
Wie immer treffen wir uns am Hauptbahnhof/Südausgang. Zeitpunkt: 8,45 Uhr. Die R 3 bringt uns um 08,58 Uhr zum Zwischenstopp nach Pegnitz. Dort übernimmt der Wiesenttal-Express den Weitertransport nach Gößweinstein. Wichtig für in Lauf wohnende Interessenten: Kein Zustieg in Lauf a.d.Pegnitz möglich, da dort kein Halt!!
Keine Voranmeldung erforderlich! (Ich habe in den zwei Freizeitbuslinien vorsorglich 15 Teilnehmer vormerken lassen). Alle VGN-Abos gelten. Ausweise nicht vergessen.
Anforderungen
Die Wanderung ist eine bequeme Veranstaltung mit einer Länge von nur 12,5 Km. Da sie zudem fast keine Steigung aufweist, bietet sie sich auch sehr gut für Konditionsschwächere an. Ausnahme: Für den „Wilderersteig“ müssen allerdings einige Körner investiert werden. Es gilt knapp 100m Höhenmeter auf einem im Schlussteil anspruchsvollen Felsenpfad aufzusteigen. Wie bereits erwähnt, kann dieses Teilstück aber auch ausgelassen werden.
Gutes Schuhwerk - auch für die bequeme Variante! - ist Pflicht. Für den Felsen-Parcours sind lange Hosen nützlich.
Einstimmung und Details zur Tour
Gößweinstein kann mit der mittelalterlichen Burg und der weithin bekannten Wallfahrtsbasilika gleich zwei kulturelle Highlights aufweisen. Eine Kurzvisite der bedeutendsten Kirche der Fränkischen Schweiz ist ein Muss. Sie beeindruckt mit ihrer barocken Pracht; insbesondere der Hochaltar ist ein Meisterwerk der barocken Altarbaukunst. Auf dem Weiterweg können wir auch einen Blick auf die majestätische Burg erhaschen.
Aus dem Ort heraus wartet ein Wanderstück zum Mit-der-Zunge-Schnalzen auf uns. Ein gesicherter Felsensteig erschließt risikolos(!) ein wildes Felsareal. Hinter jeder Biegung des Steiges ändert sich die Szenerie: Eine Felsnadel scheint der Gravitation zu trotzen, mächtige Felszinnen recken sich kühn gen Himmel und ein Riesenstein lehnt sich gegen eine Felswand und bildet ein Durchgangstor. Auch wer auf Panoramen steht, wird auf diesem Spitzenpfad fündig. Mehrere Felsbalkone bieten Aussichten der Extra-Klasse. Zuletzt geht es In Serpentinen abwärts ins Tal.
Von nun an bekommen wir 10 Km traumhafter Tallandschaft geboten. Teils geht es auf Wiesenwegen direkt neben der Wiesent, meist aber auf wurzeligen, felsigen Pfaden im Waldsaum daneben dahin. Der Fluss gurgelt und gluckst. Felsige Ungetüme lugen aus dem Hangwald heraus. So muss Wandern sein; ein Gewinn für die Seele und nicht für den Geldbeutel!
Nach geraumer Zeit taucht ein Steg auf. Trockenen Fußes gelangen wir auf die andere Seite des Flusses. Vor uns baut sich ein Mühlengebäude auf. Seit alters her haben Mühlen etwas Mystisches an sich. Hinter den dicken Mauern ein alteingesessenes Lokal und für uns zur rechten Zeit eine willkommene Versorgungsstation.
Eigentlich ist das Mühlengasthaus nur meine zweite Wahl (leider hat mein Favorit eine geschlossene Gesellschaft). Der ostdeutsche Mühlenwirt bietet gaumentechnisch einen ordentlichen Mix aus fränkischer und internationaler Küche. Tipp: Forelle. Frischer als aus der vorbeifließenden Wiesent kann der Fisch nicht angeboten werden. Bei Andrang sind schonmal längere Wartezeiten möglich.
Anheimelnde Mühlenstube; der neuere Anbau ist dagegen weniger stimmungsvoll. Schöne Freisitze am Mühlkanal.
Wieder retour. Wir bummeln weiter gemütlich durch das paradiesische Tal. Schwallstrecke der Wiesent. Silbrige Wellenkämme und weiße Schaumkronen zieren das Fließgewässer nahe dem Weiler Doos (=tosen). Kanuten erfreuen sich am „Wildwasser“. Auch Fischer sind hier öfters anzutreffen. Die Wiesent pendelt von einer Seite des Grunds zur anderen. Dann erstklassiges Wanderkino: Eine schroffe Felsgruppe baut sich vor uns auf und scheint das Tal abzuriegeln. Darüber wie aus der Schere geschnitten die Silhouette von Burg Rabeneck.
Nun trennen sich die Wege. Weniger Ehrgeizige wandern die restlichen 2, 5 Kilometer eigenständig zur Pulvermühle. Abenteuerfreudige und „Gipfelstürmer“ folgen mir und werden dafür mit einem besonders tiefen Wandererlebnis belohnt.
Auf einem schmalen, versteckten Pfad schlagen wir uns durch eine verbuschte Hangfläche. Hier regiert noch uneingeschränkt die Natur. Mit der nötigen Vorsicht geht es im Gänsemarsch über Stock und Stein. Kühn inszeniert unser Steig die Zerklüftungen. Felsen stapeln sich übereinander und bilden ein Tor. Wir erreichen einen luftigen Aussichtsfelsen, ein Luginsland der Premiumklasse. Herrlicher Blick auf das Tal mit seinen Fluss-Mäandern einerseits und die zum Greifen nahe Burg andererseits. Ein wunderbarer Ort zum Rasten und Entspannen.Heute würde man das mit den Worten „Perfekter Ort zum Chill-out“ bezeichnen. Über sehr steile und verwachsene Felsstufen erreichen wir den stimmungsvollen Vorhof der Burg. Durch schönste Dolomitlandschaft steigen wir schließlich ab und erreichen auf dem Talweg ebenfalls die Pulvermühle.
Es erwartet uns ein gepflegter Biergarten in herrlicher Natur. Freischach möglich. Infos zur Gastronomie Fehlanzeige. Grund: nach dem Pächterwechsel hatte ich noch keine Gelegenheit, sie zu testen. Bekannt ist mir aber, dass neuerdings das köstliche Bier der Brauerei Heckel aus Waischenfeld ausgeschenkt wird. Bei unserer Ersttour war dies ja der Renner.
Ein wunderschöner Wandertag neigt sich dem Ende zu. Zurückblickend kann man nun verstehen, warum die Fränkische Schweiz eng mit dem Wort Romantik verbunden ist.
Wann zurück?
Ideal: die Haltestelle der Freizeitlinie Bier-, Brotzeit- und Burgen-Express liegt unmittelbar neben unserer Schlusseinkehr. Abfahrtist um 18,47 Uhr. Der Bus bringt uns zum Bahnhof Neuhaus. Mit der R 3 erreichen wir um 20,19 Uhr Nürnberg. Laufer Teilnehmer nehmen einen späteren Zug, damit ein Ausstieg garantiert ist.