Zum Schluss: eine wenig Geschichte:
Baunach – wo die Flüsse Baunach und Itz in den Main münden
Erstmals im Jahre 802 urkundlich erwähnt, bietet Baunach zahlreiche historische Bauwerke und Sehenswürdigkeiten. Zu erholsamen Wanderungen durch Mischwälder auf den umgebenden Haßberge-Ausläufern laden markierte Wanderwege ein.
Sehenswürdigkeiten: Heimatsmuseum, spätgotische Magdalenenkapelle (1440)
Freizeitaktivitäten: Radwege, übersichtliches Wanderwegenetz mit Übersichtstafeln Naturerlebnisweg „Baunach-Südsee“ 2 km Rundweg mit 16 Stationen zu Elementen der Natur - und Kulturlandschaft
Der Obleyhof
Geschichte
Mitten in der oberfränkischen Kleinstadt Baunach am historischen Marktplatz füllt das imposante Gebäude des Obleyhofes mit seiner breit ausladenden Fassade fast die ganze nördliche Seite des Platzes aus. Als Gastwirtschaft >Obleyhof< ist das Haus weit über die Grenzen von Baunach hinaus bekannt.
Bevor wir uns nun näher mit diesem historischen Gebäude befassen, wollen wir erst den ungewöhnlichen Namen >Obleyhof< aufklären. >Obley< ist vom lateinischen Wort >obligatio< abgeleitet und bedeutet eine Zuwendung. Solche Zuwendungen erhielten früher die Mitglieder des Domstifts, die Domkapitulare, um ihren Lebensunterhalt davon zu bestreiten; denn die Besoldung der geistlichen Herren wie sie heute üblich ist, war damals noch völlig unbekannt. Doch die Domherrn bewirtschafteten diese Güter nicht selbst, sondern setzten Bauern als sogenannte Lehenshintersassen darauf, die alljährlich ihre Abgaben, den >Gült< zu entrichten hatten. Am St. Wenzelstag (28.September) und am Lichtmeßtag (2. Februar) waren diese Abgaben fällig.
Der Obleyhof als großer Viereckshof mit zwei Toreinfahrten und Innenhof, so wie wir ihn heute kennen, ist aus zwei ehemals selbständigen Höfen, dem >Spitalhof< Nr. 99 und dem >Obleyhof< Nr. 100 zusammengeschmolzen. In einer Karte, die der Heimatforscher A. Schenk nach seinen Nachforschungen gezeichnet hat, ist dies deutlich zu sehen. Doch beide Höfe wurden in der Geschichte oft gemeinsam genannt und hatten auch lange denselben Besitzer, nämlich das Domstift zu Bamberg. Anfang des 19. Jahrhunderts sind auf beiden Höfen >Lang< als Besitzer verzeichnet. Während dieser Zeit scheinen die beiden Höfe dann auch zum heutigen Obleyhof vereint worden zu sein, denn in der ersten amtlichen Landkarte von 1853 ist der Obleyhof bereits in seiner jetzigen Ausdehnung als ein Hof unter der Flur.-Nr. 155 eingezeichnet.
Im Jahre 1385, diese Jahreszahl ist auch über dem Eingangstor des Gasthauses angeschrieben, wird der Obleyhof erstmals urkundlich erwähnt. Das heutige Anwesen war damals wahrscheinlich ein Burggut der Stufenburg und war den Herren von Giech als Lehen für ihre Dienste überlassen. Im Bamberger Kopialbuch ist verzeichnet das im Jahre 1385 Johann von Truhendingen das Gut an Dietz von Giech verkaufte. Vier Bauern bewirtschafteten es damals gemeinsam: Fritz der Koch, der Schrauthan, Kunz Stützmann und Heinz Stahler, was von der damaligen Größe und Bedeutung des Hofes zeugt. Noch im gleichen Jahr veräußerte Dietz v. Giech den Hof weiter an seinen Oheim, an den Kuntzen Heyder und Wernherrn, dem Stubich. Auch er besitzt nicht all zu lange das Gut, sondern verkauft es bereits im nächsten Jahr, am 17. März 1386 mitsamt der vier einsitzenden Bauern an Seitz-Schweinfurter, einem Angehörigen einer Bamberger Patrizierfamilie.
Erst 34 Jahre später, im Jahre 1420, taucht der Obleyhof wieder in den alten Akten auf. Im Bamberger Lehensbuch finden wir einen Absatz, wo ein gewisser Eberhard Merz den Obleyhof von Fritz Seldenhan und Endres von der Mühl käuflich erwirbt. Es heißt dort unter anderem: >Ist ein Haus zu Baunach am Markt gelegen mit seine Zugehörung zu Hof und zu Felde, nichts ausgenommen, was dazu gehört, das vor Zeiten Heinz bei der Mühl zu Lehen gehabt und besessen hat< . Gleichzeitig mit dem Obleyhof erwirbt Eberhard Merz im gleichen Vertrag auch den benachbarten Spitalhof von einem Kunemund von Giech.
Nach Merz scheint der Hof in den Besitz des Bamberger Domstifts gekommen zu sein; denn bereits zwei Jahre später, am 22. November 1422, wird von einem interessanten Tausch berichtet: Dem Domkapitular Otto von Milz war das kleine Dorf >Brülsbirkach< bei Pottenstein als >Obley< zugeteilt worden. Dem damaligen Fürstbischof Friedrich von Aufseß, der sein Amtsschloß in Pottenstein hatte, war dieses Dorf zur Vermehrung seiner dortigen Besitzungen sehr günstig gelegen und so gab er Otto von Milz im Tausch dafür zwei Häuser, die in Baunach am Markt gelegen waren, den Obleyhof und den Spitalhof. Als Lehenshintersassen werden wieder die Bauern Heinz von der Mühl und Kuntz Cranach genannt. Es müssen zu damaliger Zeit schon zwei bedeutende Gehöfte gewesen sein, dass man sie gegen ein ganzes Dorf eintauschte.
In diesem Zusammenhang erhielt der Obleyhof auch interessante Rechte und Freiheiten. Fürstbischof Friedrich verzichtete >ewiglich< auf alle Rechte, die er bis dahin an den beiden Höfen hatte. Sie sollten frei sein von den fürstlichen Geboten, von Steuern, Fronen und allen Lasten.
Sie unterstanden nur dem fürstlichen Zent- oder Halsgericht, das niedere Vogteigericht dagegen hatte auf ihrem Grund und Boden keine Handhabe.
Als Beispiel dafür, daß der Obleyhof tatsächlich Sonderrechte innehatte, kann man den Erbhuldigungsakt von 1750 anführen. Immer wenn ein neuer Fürstbischof ins Amt kam, zog er mit seinem Gefolge von Amtssitz zu Amtssitz. Dort wurden die Bauern und Lehensherrn des jeweiligen Bezirks zusammengerufen, sie mußten dem Bischof durch Geschenke huldigen und ihm den Lehenseid schwören, darüber wurde dann ein Akt, der >Erbhuldigungsakt< ausgefertigt. In diesem Akt von 1750 wird sinngemäß berichtet: >Seine Exzellenz, der Graf von Stadion, Domdechant zu Bamberg hat in Baunach ein lehen- und vogteibares Wirtshaus (den Obleyhof) welches Anna-Maria Magerin besitzt und worauf das Hochstift Bamberg nur die Zentgerichtsbarkeit ausübt. Auch die vorherigen Besitzer haben wegen ihrer Steuerfreiheit noch niemals gehuldigt< .
Die beiden Höfe waren somit freies Eigentum des Bamberger Domkapitels und wurden in den nächsten Jahrhunderten immer an Mitglieder des Domkapitels als >Obley< (Zugabe) vergeben. Die Bauern mußten sich ihre Anteile am Gut käuflich erwerben und erhielten damit ein beschränktes Eigentumsrecht. Ein Verkauf ihres Anteils war aber nur mit Genehmigung des Bamberger Domstifts möglich. Diese Bauern oder Hintersassen wechselten oft, ebenso die Domherrn, die den Hof jeweils für ihren Lebensunterhalt zugeteilt bekamen. Der eigentliche Herr aber blieb immer das Bamberger Domkapitel bis zur Säkularisation im Jahre 1803.
Ein weiteres interessantes Recht ist das Holzrecht. Als Burggut der Stufenburg hatten die Besitzer des Hofes wahrscheinlich ein uneingeschränktes Holzrecht in den gräflichen Waldungen. Dieses Recht wurde dann später etwas eingeschränkt; die auf dem Gut sitzenden Bauern durften sich jährlich 20 Klafter Brennholz, ihr Zimmerholz und ihr Zaunholz nehmen und hauen.
Diese Holzrechte sind bis heute fast unverändert erhalten geblieben, nur die altmodischen Klafter wurden in neumodische Ster umgerechnet. Diese Rechte des Obleyhofes bestätigt auch Prof. Johann Baptist Roppelt in seiner topographischen Beschreibung des kaiserlichen Hochstifts und Fürstbistums Bamberg aus dem Jahre 1801. Er schreibt: >Die Schenkstatt Zum-Roten-Ochsen ist dem Domkapitelschem Obleyamte zugetan. Es erhält jährlich 20 Klafter Brennholz aus den fürstlichen Wäldern, ist steuer, ungelds, einquartierungs und zentfrei< .
Ein wichtiges, aber kein glückliches Datum in der Geschichte des Obleyhofes war der 7. März 1770, damals brannte nämlich ein Teil des Hofes nieder. So wie der Chronist berichtete, wurden Stallungen, Scheune, Brauhaus, Darrhaus und Nebengebäude, sowie drei Nachbarhäuser durch das Feuer in Schutt und Asche gelegt. Das Wohnhaus mit der Wirtschaft konnte zwar von der Hallstadter Feuerwehr gerettet werden, doch es entstand sehr viel Wasserschaden. Die damalige Lehensherrin, die Witwe Eva-Margarete Schefflerin, beklagte einen Schaden von 4000 Gulden, viel Heu, Stroh, Getreide und Holz wurden ein Raub der Flammen.