Im Jahre 1802 beginnt nun der große Umschwung in der Geschichte, die Ära der Fürstbischöfe ist beendet, weltliche Fürstenhäuser übernehmen nun die Staatsgeschicke. Diese großen Ereignisse der Bayerischen und der Europäischen Geschichte werfen ihre Schatten bis herunter auf den Obleyhof. Max der I. ist mit Napoleons Gnaden Kurfürst von Bayern und nimmt am 22. November 1802 die fränkischen Fürstbistümer in Besitz. Kurz darauf, im Jahre 1803, folgt die sogenannte Säkularisation, durch die der bayerische Staat der Kirche den größten Teil ihres Vermögens entzieht. Baunach kommt also zu Bayern und die Familie >Lang< , die bisher als Lehensherr auf dem Obleyhof sitzt, wird nun gegen Zahlung einer geringen Abfindung, erster freier Besitzer des Hofes. Auch die >Zentscheune< am heutigen Zentweg, kam wahrscheinlich im Zuge der Säkularisation zu zwei Dritteln an den Obleyhof. Der Baunacher Bevölkerung paßt diese Zuordnung zu Bayern ganz und gar nicht, denn die bayerischen Beamten, von ihrem leitenden Minister Graf Monteglas angestachelt, führen allerhand Neuerungen ein. Das Kastenamt Baunach wird aufgelöst und dafür das Königliche Rentamt in Rattelsdorf und das Zentamt in Gleusdorf neu geschaffen; Baunach geht dabei leer aus.
Deshalb freuen sich die Baunacher, als 3 Jahre später, am 1. Februar 1806, durch den Frieden von Preßburg, Franken, allerdings nur für wenige Jahre, zu Österreich kommt. Aus Freude über dieses Ereignis lässt der damalige Obleyhofbesitzer >Balthasar Lang< den österreichischen Doppeladler auf sein Eingangstor malen, den man bis heute noch dort bewundern kann. Gleichzeitig benennt er seine Gastwirtschaft >Zum Roten Ochsen< in Gastwirtschaft >Zum Schwarzen Adler< um.
Nach der Familie Lang übernehmen Babette und Andreas Goldschmitt den Obleyhof. In dem Anwesen sind drei Erwerbszweige vorhanden, die untereinander verknüpft sind: einmal die große Landwirtschaft, dann die Brauerei und schließlich noch die Gastwirtschaft. Andreas Goldschmitt baut vor allem das Brau- und Schankwesen weiter aus; er lässt die an der heutigen Bamberger Straße stehende, sogenannte >Faßhalle< errichten, eine Art Wagenhalle, in der die schweren Brauereiführwerke und die großen Mutterfässer untergebracht waren. Auch das Kellerhaus mit der schattigen Kelleranlage stammt aus dieser Zeit. Im Jahre 1887, wie es auf dem Schlußstein des Kellergewölbes zu lesen ist, ließ es Andreas Goldschmitt errichten. Auch im Hof selbst lässt er neue Stallungen bauen, wie ein noch vorhandener Bauplan aus dem Jahre 1871 zeigt. Am 17. August 1908 stirbt die Frau Goldschmitts, eine geborene Oppelt, im Alter von 62 Jahren; am 15. Januar 1914 folgt ihr dann ihr Ehemann Andreas Goldschmitt im Alter von 76 Jahren nach. Beide sind auf dem Baunacher Friedhof beerdigt und ihr Grab ist bis heute noch gut erhalten.
Doch schon einige Jahre vorher haben die Goldschmitts im Jahre 1906 ihren Hof an einen Verwandten, an Heinrich Oppelt übergeben. Als >Brauerei-Oppelt< wird das Anwesen nun auch über die Grenzen von Baunach hinaus bekannt. Zu dieser Zeit entstanden vor dem Haus, auf dem Marktplatz so eine Art >Lauben< , die mit einer Markise überspannt waren und im Sommer dem Durstigen einen ruhigen schattigen Platz boten.
Heinrich Oppelt lenkte auch von 1925 bis zu seinem Tode im Jahre 1931 als Bürgermeister die Geschichte des damaligen Marktes Baunach. Leider verstarb er schon sehr früh, im Alter von 50 Jahren, außerdem war er Junggeselle und hinterließ keinen direkten Nachkommen. Also übernimmt ab 1931 eine Erbengemeinschaft den Obleyhof. Zunächst wird ein Pächter, ein gewisser >Philipp< auf den Hof gesetzt, doch der verlässt schon nach einem Jahr wieder den Betrieb. In den folgenden Jahren führt nun die >Tante Franzi< , bei der Bevölkerung auch als >Frau Sekretär< bekannt, im Auftrag der Erbengemeinschaft den Hof. Sie hatte auch schon zu Lebzeiten ihres Bruders, dem Junggesellen Heinrich Oppelt, den Haushalt geführt. Franziska Söldner, eine geborene Oppelt, führt nun mit wechselnden Erfolgen, so gut sie es als Frau eben kann, den Betrieb. Außer der Land- und Gastwirtschaft war natürlich auch noch die Brauerei fachkundig zu leiten, womit die >Tante Franzi< gerade in den schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren, wo es auch noch an geeignetem Personal mangelte, offensichtlich überfordert war. Deshalb wurde auch im Jahre 1948 das Bierbrauen im Obleyhof aufgegeben.
Bestimmt war der Obleyhof zur Zeit seiner ersten urkundlichen Erwähnung 1385 ein rein landwirtschaftlich geprägtes Gut. In welchem Jahr dann die Brauerei und die Schenkstatt dazukam, ist heute schwer zu sagen. Mit Sicherheit weiß man aber, durch den Erbhuldigungsakt von 1750, daß zu dieser Zeit bereits eine Brauerei und Schenkstatt im Obleyhof bestand. Auch hatte diese Schenkstatt im Laufe der Jahrhunderte viele Namen; der Älteste dürfte wohl >Zum Roten Ochsen< gewesen sein, ab 1806 wurde die Wirtschaft dann in >Zum Schwarzen Adler< umbenannt. Zu Zeiten Heinrich Oppelts war das Haus als >Brauerei Oppelt< bekannt und seit 1931 setzte sich der Name >Brauerei Obleyhof< durch, der dann zum heutigen Namen >Gasthaus Obleyhof< , führte.
Das alte Brauhaus, an der nordöstlichen Ecke des Anwesens gelegen, ist noch erhalten und wird derzeit als Lagerraum genutzt. Das Bier aber liefert seit dem Jahre 1949 die Schloßbrauerei aus dem benachbarten Reckendorf.
Im Jahre 1950 übernahmen Josef Söldner aus Stappenbach und seine Ehefrau Olga, eine geborene Hümmer aus Fatschenbrunn, zunächst als Pächter und später als Besitzer den Hof. Allerdings hatten die vergangenen 20 Jahre, als im Obleyhof die starke Führungshand fehlte und nur mit fremdem Personal gewirtschaftet werden musste, ihre Spuren am Betrieb hinterlassen; das Anwesen war ziemlich heruntergekommen. Die Familie Söldner, selbst von eigenen Schicksalsschlägen nicht verschont, ein Sohn Norbert starb kurz nach der Geburt, der andere Sohn Adolf kam im Alter von 10 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben, hatte in den folgenden Jahren alle Hände voll zu tun, den Hof wieder auf Vordermann zu bringen. Doch bereits zur Stadteinweihung 1954 waren die ersten Umbauarbeiten im Gastzimmer und im Saal abgeschlossen, neue Fenster waren eingesetzt und das alte Haus erstrahlte zu diesem Festtag in neuem Glanz.
Ebenfalls im Jahr 1954 konnten die ersten Fremdenzimmer fertiggestellt und an Übernachtungsgäste vermietet werden. So wurde aus der ehemaligen >Schenkstatt< ein modernes Gasthaus, das im Laufe der Jahre vielen Fremden die Möglichkeit bot, einige Tage in Baunach zu verweilen.
Im Jahre 1965 verstarb die langjährige Verwalterin Franziska Söldner, geb. Oppelt, im Alter von 79 Jahren und wurde auf dem Baunacher Friedhof beigesetzt.
Immer wieder wurde im Lauf der folgenden Jahre im Obleyhof umgebaut, renoviert und modernisiert. So mußten zum Beispiel sämtliche Dächer saniert und wieder instand gesetzt werden. Im Jahre 1973 wurden die auf der westlichen Seite gelegenen ehemaligen Pferdeställe, die nicht mehr gebraucht wurden, abgerissen und gegen einen modernen Zweckbau mit Werkstatt und Garagen ersetzt.
1980 wurde der wohl größte Umbau begonnen; fast der gesamte östliche Flügel wurde abgerissen und stilecht wieder aufgebaut. Im Erdgeschoß entstand eine leistungsfähige Küchenanlage und das Obergeschoß wird als Wohnung genutzt.
Im Jahre 1981 übernahm die Tochter Gisela mit ihrem Ehemann Franz Ruß das Anwesen. Drei Generationen leben und arbeiten derzeit unter einem Dach, anders wäre so ein Familienbetrieb nicht zu führen.
Als Chronist wünsche ich, dass sie alle gemeinsam, wie in der Vergangenheit auch in der Zukunft alles daran setzen werden, diesen so historischen Obleyhof zu erhalten und weiter auszubauen. Dazu möge ihnen der Herrgott viel Gesundheit und Schaffenskraft, sowie das richtige Gespür geben, dass Historische mit den Erfordernissen der Moderne und der Technik sinnvoll zu verbinden.